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Beitrag: Kälteeinbruch im Yukon (bis zu -54 Grad/Windchill) (Gelesen: 469 mal) |
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Ragnar
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Peter_Kamper
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Re: Kälteeinbruch im Yukon (bis zu -54 Grad/Windch
(Antworten #1 Datum: Dezember 22nd, 2022 um 7:12:21am) |
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Nun ja, Windchill (die Geschwindigkeit des Windes als gefühlte Temperatur) ist eine Sache. Wer auf einem Motorschlitten sitzt kann bei wahren -20C auch schon mal Windchill von -65C erleben. Gut ausgerüstete Motorschlittenfahrer zucken darüber die Schulter. Jeder weiss, oder sollte wissen wie man sich hier fuer so etwas ausrüstet. Wer im Windschatten eines Hügels steht oder vielleicht in einem verlegnem Auto sitzt, wird wesentlich wärmer sein. Trotzdem sollte jeder hier oben in den Yukon Territories und Alaska wissen wie man sich auf -40C vorbereitet, denn egal wann… diese Niedrigtemperaturen erreichet das Land jedes Jahr. Nach -30C kann man die Kälte nicht mehr ‘kalt’ nennen. Sie beisst einfach. Das Gesicht schmerzt wenn man keine Maske trägt, die Finger werden nicht wirklich kalt sondern tuen einfach weh. Es ist eine andere Welt. Auf der anderen Seite ist es nicht die nasse Kälte, die man bei -5C und 80%iger Luftfeuchtigkeit in Deutschland erlebt. Wenn es hier bei -20C und ohne Wind fuer 5 Minuten raus geht um Holz zu hacken, kann man dies fuer 10 Minuten auch im Pullover machen. Keine Heldenarbeit. Einfach möglich… - Further habe ich mich mal toll gefühlt, wenn hier in Alaska vor dem Haus -40C herrschten. Heutzutage mache ich mir einen Kaffe, füttere die Singvögel, lege noch was Fett fuer ‘meine’ Spechte aus die im Sommer Borkenkäfer auf meinem Grundstück ausfindig machen und … ha, ha… schreibe aus reiner Langeweile. Mein Punkt: -40C ist nicht so schlimm, wenn man sich richtig anzieht. Wie sagte ein Musher mal so wahr : “Es gibt kein Wetter, dass zu kalt ist. Es gibt nur Leute, die die falsche Ausrüstung gewählt haben.” Ausruestung muss nicht unbedingt teuer sein. Ob auf Motorschlitten oder während Arbeit bei tiefen Temperaturen trage ich seit über 35 Jahren im Winter einen Ganzkoerperanzug namens ‘Refrigiwear’. Ich habe den Anzug damals zum ersten Mal auf den Ölfeldern der kalten North Slope nördlich der Brooks Range in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts benutzt als ich dort oben mit Windchill von -70C im Winter draussen arbeitet. Gutes Geld, wenig Sonne. Ich musste spaeter lächeln als John Schandelmeier in den 90er Jahren mit dem selbem Anzug den ich trug beim Yukon Quest antrat und das Rennen gewann. Natürlich gibt es heute weit bessere aber weit teurere Jacken, Hosen und Ganzkörper-Anzüge fuer die Arktis. Der Anzug den ich trage ist in der US fuer ‘nur’ 220$ zu haben. Ich bin meiner ‘Rüstung’ seit den alten Jahren auf den Ölfeldern allerdings treu geblieben und wie ich gestern bei -36C herausgefunden habe, funktioniert der Anzug (mein dritter in 35 Jahren) wie immer perfekt wenn man alle Reissverschluesse schliesst. Dies nur so als Gedanke… Peter gespeichert
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Snowdog
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Re: Kälteeinbruch im Yukon (bis zu -54 Grad/Windch
(Antworten #2 Datum: Dezember 22nd, 2022 um 9:57:49am) |
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Hallo Peter,
danke für deinen Erfahrungsbericht hier ! Du hast ja absolut recht.
Auf die Ausrüstung kommt es an !
Bei meinen 15 Ausflügen auf den Huskytrails in Lappland & Yukon/Alaska setzte ich anfangs auf vom Skilaufen übernommene Bekleidung.
Brauchbar, aber nicht optimal !
Erst mit der 3. Kleidungsgeneration war ich voll zufrieden und konnte allen widrigen Klimagegebenheiten trotzen.
So habe ich in den letzten Jahren eine spezielle Hose für Snowmobiler aus Norwegen auf dem Hundeschlitten genutzt; ......... für mich gab's nichts Besseres, auch wenn manche Mitmusher zuerst einmal etwas erstaunt geschaut haben.
Mush on in the cold Swabian Snowdog gespeichert
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Peter_Kamper
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Re: Kälteeinbruch im Yukon (bis zu -54 Grad/Windch
(Antworten #3 Datum: Dezember 22nd, 2022 um 11:30:25am) |
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Hey Snowdog, Die Wahl der Ausrüstung ist alles, und wie du wahrscheinlich weisst ist das Teure mit tollen Namen nicht unbedingt das Beste. Die Mädels und Jungs die ernsthaft hier oben im Winter in die Wildnis gehen haben eh ihre eigene von professionellen Näherinnen zusammen gestellte Ausrüstung aus Fell, Daune und was weiss ich. Wie du sicherlich selbst herausgefunden hast muss jeder selber wählen was am besten passt nachdem man ein paar Mal halb erfroren nach Hause kam. Man lernt indem man tut. - In Hinsicht auf die jetzige Kältewelle bin ich mehr über die USA an sich als über Alaska besorgt. Unser riesig grosses und echt kaltes polares Hochdruckgebiet wird nun langsam unter klarem Himmel nach Süden abwandern und in den nächsten Tagen in den unteren Staaten der USA ankommen. Die Temperaturen werden selbst in Teilen von Texas bis auf -10C sinken und dort unten kennt sich kein Mensch mit solchen Temperaturen aus. Orangenbäume werden erfrieren, was den Orangensaft teurer machen wird. Andere Ernten werden die Kosten fuer Gemüse ebenfalls teuer machen. Eine weitere Folge der Kältewelle wird es sein, dass gewisse Leute die Erderwärmung weiterhin fuer ein Gerücht halten. Zwar hat NASA schon vor einem Jahrzehnt davor gewarnt, dass die Erderwärmung größere Wettersysteme und damit katastrophale Wetterverhältnisse in all ihren Formen mit sich bringen wird, aber die meisten Leute werden die Rekord-Hitzewellen des letzten Sommers und den verheerenden Niedrigstand aller Stauwerke im Süden der USA schon vergessen haben. “Alles Blödsinn! Wie kann sich die Welt erwärmen wenn wir Rekord-Tiefsttemperaturen haben ?“ Und dann wird wieder gewählt werden um gegen Umweltschutz zu stimmen. Zental-Alaska mit -40C nachts ist nichts neues. Vor knapp 30 Jahren sanken die Temperaturen in Fairbanks im Januar auf -50C und stiegen tagsüber fuer fast 3 Wochen nicht über -40C. Am Ende der drei Wochen lag die Flotte der Trucks, die die Ölfelder versorgte zu 40% am Dalton Highway und konnte vor Ort nicht mehr repariert werden. Nach den ersten paar Tagen der Kältewelle kamen ich und zwei Freunde zusammen, fuhren alles was wir an Brennholz hatten mit 5 Hunden zu einer Hütte und bunkerten uns dort mit Schlafsäcken ein. Es war die beste 2 wöchige Party mit Tarot Karten und wenig Alkohol an der ich je teilgenommen habe. -40C ist nichts schlimmes wenn man richtig ausgerüstet ist. Es ist die Zeit, die an dir zehrt. Wenn speziell im dunklem Dezember und Januar -40C fuer mehre Wochen herrschen, geht dies mir ohne Zweifel auf den Wecker. Es bedarf spezielle Menschen um so etwas locker abzuschütteln. Ich erinnere mich immer noch an William Kleedehn, der vor langer Zeit bei -40C während des Yukon Quest mit seinen Hunden verfrostet und schneeverkrustet im Checkpoint Kelly Crossing ankam. “Kommst du rein”, fragte ich. Er guckte mich stirnrunzelnd an:” Wieso soll ich rein gehen ? Damit all der Schnee an meinem Anzug halb auftaut und ich dann nass weiter fahre ? Ich bleib hier draussen und campiere später auf dem Trail. Wo sind die Dropbags mit dem Futter fuer meine Hunde...? ” Kälte ist was man daraus macht. Ausrüstung, Erfahrung und Wille. Oder wie der Musher Brent Sass einmal sagte: "Schmerzen sind unvermeidlich, darunter zu Leiden ist die Entscheidung eines jedem selbst.” Original: “Pain is inevitable, suffering is an option”. Genug gesagt…. Ich hoffe auf jeden Fall wie alle auf wärmeres Wetter… Peter gespeichert
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Snowdog
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Re: Kälteeinbruch im Yukon (bis zu -54 Grad/Windch
(Antworten #4 Datum: Dezember 22nd, 2022 um 2:10:21pm) |
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am Dezember 22nd, 2022 um 11:30:25am schrieb Peter_Kamper : # Wie du sicherlich selbst herausgefunden hast muss jeder selber wählen was am besten passt nachdem man ein paar Mal halb erfroren nach Hause kam. Man lernt indem man tut.
In Hinsicht auf die jetzige Kältewelle bin ich mehr über die USA an sich als über Alaska besorgt. .......... ## Orangenbäume werden erfrieren, was den Orangensaft teurer machen wird. Andere Ernten werden die Kosten fuer Gemüse ebenfalls teuer machen. Eine weitere Folge der Kältewelle wird es sein, dass gewisse Leute die Erderwärmung weiterhin fuer ein Gerücht halten. Zwar hat NASA schon vor einem Jahrzehnt davor gewarnt, dass die Erderwärmung größere Wettersysteme und damit katastrophale Wetterverhältnisse in all ihren Formen mit sich bringen wird, aber die meisten Leute werden die Rekord-Hitzewellen des letzten Sommers und den verheerenden Niedrigstand aller Stauwerke im Süden der USA schon vergessen haben. “Alles Blödsinn! Wie kann sich die Welt erwärmen wenn wir Rekord-Tiefsttemperaturen haben ?“ Und dann wird wieder gewählt werden um gegen Umweltschutz zu stimmen. ............. ### Ich erinnere mich immer noch an William Kleedehn, der vor langer Zeit bei -40C während des Yukon Quest mit seinen Hunden verfrostet und schneeverkrustet im Checkpoint Kelly Crossing ankam. “Kommst du rein”, fragte ich. Er guckte mich stirnrunzelnd an:” Wieso soll ich rein gehen ? Damit all der Schnee an meinem Anzug halb auftaut und ich dann nass weiter fahre ? Ich bleib hier draussen und campiere später auf dem Trail. Wo sind die Dropbags mit dem Futter fuer meine Hunde...? ” Kälte ist was man daraus macht. Ausrüstung, Erfahrung und Wille. Oder wie der Musher Brent Sass einmal sagte: "Schmerzen sind unvermeidlich, darunter zu Leiden ist die Entscheidung eines jedem selbst.” Original: “Pain is inevitable, suffering is an option”. Zitierten Beitrag lesen Hi Peter,
kurze Stellungnahme zu deinen interessanten Ausführungen :
# Jepp, man muß aber auch lernen wollen ! Ich habe aber auch Mitmusher erlebt, die einfach nicht Willens oder in der Lage waren, die gemachten Erfahrungen in positive Veränderungen umzusetzen. .................... ## Schon 1972 veröffentlichte der "Club of Rome" die Studie 'Über die Zukunft der Menscheit'.
Dort wurde vor 50 Jahren bereits exakt die Situation beschrieben, die wir zur Zeit erleben.
WAS WURDE DARAUS GEMACHT Ich erspare uns die Antwort ! Es hängt immer alles mit allem zusammen !
Ich habe die Studie partiell gelesen, muss aber gestehen, daß sich die Auswirkung bei mir, bis auf eine feste Ablehnung der Atomkraft, in Grenzen gehalten hat.
Heute bin ich etwas beschämt, nicht intensiver darüber nachgedacht und Handlungen daraus abgeleitet zu haben.
Dafür kämpfe ich heute sehr für "Erneuerbare Energien", stoße aber in meinem Umfeld hier im Süden, gerade was die Windkraft anbetrifft, immer wieder auf geradezu erbitterten Widerspruch.
Sei's drum, dicke Bretter bohren dauert halt seine Zeit. ............................... ### Ganz typisch für die Beiden ! Schön, dass diese Geschichten noch erzählt werden können.
Mush in the cold Swabian Snowdog gespeichert
Das wirkungsvollste Mittel gegen Stress & schlechte Laune hat ein Fell, vier Pfoten und bellt ! “Als ich die Hand eines Menschen brauchte, reichte mir jemand seine Pfote“
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Milaq
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