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(Moderator: admin)
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   Autor  Beitrag: Yukon River mit Motorschlitten  (Gelesen: 7139 mal)
 Peter_Kamper
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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #45 Datum: März 17th, 2020 um 5:46:21am)
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Der Tag auf dem Flusseis war wieder mal ein absolut wunderschöner aber auch eiskalter Traum unter strahlend blauem Himmel.
Irgendwie hatten wir uns wohl an die Kälte gewöhnt ? Trotzdem konnten wir spüren, dass das klirrend kalte Wetter seinen Zoll forderte….



Ich hatte mich wieder einmal mit zwei T-Shirts, einem Pullover, einem Hoddie (Pullover mit Kapuze), zwei Jogginghosen, Nierengurt und Panzerband an den Schläfen ausgerüstet.
Danach hatte ich mich in meinen einteiligen Refriwear-Anzug gezwängt und meine schweren aber guten Sorel Stiefel angezogen.

Mein über nacht auf -35 C abgekühlter Sitz auf dem Motorschlitten fuehlte sich wie ein Eisklotz an. Es bedurfte jeden Morgen bis zu 30 Minuten auf diesem ‘Eisklotz’, bis ich ihn mit meinem Hintern einiger Massen aufgewärmt hatte. Daran hatte ich mich zwar nicht wirklich gewöhnt, war aber darauf vorbereitet.
Die Handgriffe der Maschine heizten sich schnell auf und begannen meine Handschuhe zu wärmen. Eine tolle Erfindung !
Ich hatte mir schon Tage vorher fast die Finger erfroren während ich Photos gemacht hatte. Mein iPhone liess sich wie eigentlich jedes Handy nur mit blossen Fingerspitzen bedienen.
Bei -35C muss man sich ein Photo mit Handy ernsthaft verdienen …
Fast jedes mal kurz bevor der kalte Schmerz in Taubheit der Finger überging, war ich wieder auf den Schlitten gestiegen und hatte dann so schnell wie möglich Gas gegeben. Im Standgas heizten die Handgriffe unserer Motorschlitten nicht. Dies ist wohl eine Sicherheitsvorkehrung gegen die Überhitzung der Griffe ?
Ich hätte auf diese Vorkehrung gut verzichten können. Handgriffe, die immer warm waren wäre mir weit lieber gewesen….



Kelly trug wie immer ihren Helm, der den ganzen Kopf warm hielt und mit einer eingebauten Atemmaske versehen war. Diese lenkte ausgeatmete Luft vom Visier weg, damit dieses nicht mit Atemfrost beschlagen würde. HiTech !



Ich hatte für mich vor der Tour einen eher billigen offenen Helm gewählt, der sich auch im Sommer tragen lies. Praktisch.
Wie sich schon am ersten Tag der Tour heraus gestellt hatte, war dieser aber etwas zu gross und sehr unpraktisch, da er unter Anderem nach vorne kippte und meine Gesichtsmaske mit jedem Schlagloch weiter nach unten verschob.
Kelly hatte mir schon vor Jahren eine in Nulalo von einer alten Indianerin (Native) aus Marderpelz gefertigte Mütze geschenkt.
Ich hielt damals nicht viel davon, aber Kelly hatte diese Mütze trotzdem mitgebracht.
Schon am zweitem Tag unserer Reise hatte ich diese allerdings gegen meinen Helm austauschte, der seitdem hinten auf dem Motorschlitten fest geschnallt lag. Ich hätte nie geglaubt, dass die Mütze in Kombination mit meiner Schutzbrille/Atemmaske wirklich funktionieren würde.
Zwar trug ich wie gesagt Panzerband an den Schläfen um mich gegen Frostbeulen zwischen Maske und Mütze zu schützen, aber tatsächlich hielt mich diese Kombination bei Fahrtwinden bis zu 50 km/h und Temperaturen von -35 C warm.



Nach knapp 10 km auf dem Weg nach Tanana stiessen wir auf einen Elch, der neben dem Iron Dog Trail stand und an Weidenknospen äste.
Ich hatte ihn schon aus 150 Metern Entfernung gesichtet und deshalb angehalten.
In Gegenden wo die ebene Landschaft weiss und grau vor einem liegt, lassen sich diese grossen Tiere eher leicht erkennen.
Elche waren mir gut bekannt. Ich hatte inzwischen schon so ziemlich alles in Hinsicht auf die Launen und Angewohnheiten dieser Recken erlebt. Von Angriffen in knietiefen Wasser während einer Kanutour bis zu Scheinangriffen auf Wanderungen und der Fütterung eines ausgehungerten Elches bei -40C war mir der Charakter dieser Tiere recht bekannt.
(Probiere nie sie zu füttern, denn wenn damals kein Geländer zwischen mir und der Elchkuh gewesen wäre, hätte sich mich schlussendlich angegriffen ! Abgesehen davon ist dies in Alaska illegal.)

Weit draussen auf dem Yukon River gab es allerdings nur den Iron Dog Trail, und abseits davon vielleicht ein paar vom Wind frei geblasene Inseln, …. aber sonst nur Tiefschnee.
Ich hatte Elchen in solch einer Situation noch nie das Wegerecht genommen.
Auch Carsten hatte mich gewarnt: “Natürlich werden sie sich davon machen wenn sie dich kommen sehen. Wenn sie dann aber weg rennen und plötzlich in einer Schneewehe stecken bleiben, werden sie umdrehen. In die Enge getrieben werden sie dann wohl oder übel umdrehen und dir den Trail streitig machen. Das dann aufkommende Argument wirst du mit Sicherheit verlieren…
Gib ihnen viel Freiraum wenn du auf deinem Motorschlitten sitzt. “

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Letzte Änderung: Peter_Kamper - März 17th, 2020 um 6:05:21am
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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #46 Datum: März 17th, 2020 um 5:48:19am)
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Wir hielten an. Das grosse Tier zog dann auch langsam in Richtung des 200 Meter entferntem Ufers ab.
Ich gab ein bisschen Gas und fuhr mehre Meter vor. Der alte Bulle versuchte einen leichten Trab… und versank plötzlich bis zur Brust im Schnee.
Ich hielt sofort wieder an.
Der Elch zögerte und blickte mit gesträubten Nackenhaaren auf uns zurück und schien zu überlegen.  
Bei diesen Temperaturen war die Flucht durch mindestens 1.20m hohen Schnee für ihn sicherlich eine heftige Gewaltanstrengung.
“Sorry”, dachte ich. Allerdings gab es für uns keine Möglichkeit umzudrehen um eine andere Route zu wählen.
Während wir auf unseren Maschinen sassen und geduldig warteten, entschloss er sich schlussendlich langsam weiter Richtung Ufer durch den Schnee zu pflügen.
Sobald wir wussten, dass wir an ihm vorbei kommen würden bevor er uns in einem unverhofftem Gegenzug angreifen konnte, gaben wir Gas und fuhren vorbei.
Wir schämten uns ein bisschen ihn gestört zu haben.
-
Von diesem Elch und vielen anderen, die auf kleinen mit Weidengestrüpp bewachsenen Inseln inmitten des Yukon Rivers Nahrung suchten, habe ich keine Photos gemacht.
Wir hielten nach der ersten Sichtung sofort und weit entfernt an um zu warteten bis sich die Tiere entschlossen hatten langsam abzuziehen.
Es tat mir wie gesagt Leid sie zu stören. Für uns gab es nur einen Trail, aber wir versuchten so höflich die möglich zu sein.
Als wir wieder einmal anhielten, gelang mir trotzdem ein Photo während sich drei Elche durch den Schnee des Yukon River arbeiteten um das schützende Ufer zu erreichen.

In diesem Falle war der Schnee nicht so tief wie bei vorher gegangenen Begegnungen. Trotzdem kann man sehen, wie tief die Elche auch hier in den Schnee einsanken.
Ganz links sieht man die kleine mit Weiden übersähet Insel auf der die Tiere Winternahrung fanden. Die vielen Fährten im Schnee deuten darauf hin, dass dies in den letzten Wochen für sie wohl eine der bevorzugte Futterstellen geworden war.
Wieder einmal dachte ich an Sam’s Worte:
‘In ein paar Wochen wird sich der Schnee so verhärtet haben, dass Wölfe oben drauf laufen können während die Elche immer noch durch die Eiskruste brechen und nicht mehr weiter kommen.’  
Nach dem hartem Winter taten mir die Elche wirklich Leid. Aber so so muss es wohl sein.



Auf den riesigen Eisfeldern durch die wir fuhren war es manchmal schwierig herauszufinden, ob man sich auf einer Insel oder mitten auf dem Fluss befand.
Selten gab es deutliche vom Wind frei geblasene Untiefen, die der im Herbst langsam sinkende Fluss zurück gelassen hatte.
Erst im Frühjahr würde der Yukon mit einer bis zu 4 Meter hohen Flut wieder zum Leben erwachen und dabei auch das den Winter über abgelagerte Treibholz weiter mit sich reissen.
Eines Tages würde dieses Holz dann wohl in den ewigen Weiten der Bering See verschwinden und eventuell unter gehen.
An dem Tag als wir dort anhielten, lag der Fluss wie schon seit mindestens 4 Monaten schweigend unter einer meterdicken Eisschicht, die erst Ende April aufbrechen würde.
Ich fragte mich, welche Geschichte die alte Baumwurzel zu erzählen hatte und wo sie früher einmal gewachsen war.
Philosophische Gedanken vergehen allerdings recht schnell, wenn man friert, Die vom Wind frei geblasenen Steine zeugten von Tagen, an denen hier ein Camp unmöglich gewesen wäre.
Ich zog die Handschuhe über meine schon wieder eiskalten Finger und wir fuhren weiter….


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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #47 Datum: März 17th, 2020 um 5:50:39am)
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Der links im Photo liegende tiefe von steilen Seitenufern umgebenen Seitenarm des Yukon River war wohl etwas früher als der Rest des Flusses gefroren. Dort blieben Ende Dezember dann wohl auch die damals immer wieder brechenden Eisschollen des kommenden Winters stecken.
Wir fanden hier einen spannendem Trail mit viel Auf und Ab zwischen Eisschollen.
Ich war froh, dass sich die kompliziertesten Stellen im Laufe des Winters wohl mit Schnee gefüllt hatten. Im Januar wäre diese Strecke wahrscheinlich unbefahrbar gewesen.
Der überdurchschnittliche Schneefall hatte den Seitenarm während des Winters allerdings von einer unüberwindlichen Strecke aus ineinander verschobenen Eisschollen in einer passable Achterbahn verwandelt. Dies liess sich handhaben…

Ich pirschte mich dort mit 10 km/h vorwaerts . Hüfte bewegen, Gewicht nach links verlagern, dann rechts, Gas geben, …. eins mit der Maschine sein. Toll. Ohne Overflow in Sicht war dies inzwischen eher Spass, auch wenn es harte Arbeit bedurfte. Ich lernte…
Klar, … es war der typische Fall eines mit Eis verblocktem Yukon-Seitenarms.
Trailbreaker hatten den Trail in dieses Chaos aus kleinen Eisschollen verlegt um den weit größeren Eisschollen im Hauptarm auszuweichen.
Als wir schlussendlich aus dem mit tiefen Kuhlen gesegnetem Seitenarm heraus kamen, hielt ich an, schüttelte meine Handgelenke aus und steckte meinen Rücken. Dann zog ich meine Maske ab und guckte zurück.
Kelly stand mit ihrem Motorschlitten schon hinter mir.
“Es wäre nett, wenn du ein bisschen schneller fahren würdest. Irgendwann wollen wir ja auch mal in Tanana ankommen…. “. Ja, … es war kalt.
Trotzdem hatte ich im Seitenarm Spass gehabt. Aber wer mit Profis fährt….

Carsten hatte mir vor 4 Tagen und 150 km westlich schon mal das gleiche gesagt.
Eigentlich wollte ich den Trail aber selbst bei -35C geniessen.  
Zwar neigte sich die Sonne langsam dem Horizont zu, aber die verbleibenden 50 km nach Tanana bedeuteten im Höchstfall nur weitere 2 Stunden.
Ich holte meine Wasserflasche aus der rechten Seitentasche meines Anzugs. Erstaunlicher Weise war sie noch nicht gefroren. Also trank ich sie aus.

Hier nun ein Photo des Yukon Rivers und des kleinen Seitenarms auf dem der Trail nach links führte.



Noch waren es 50 Kilometer bis nach Tanana und die Sonne neigte sich wie wohl jeden Tag dem westlichem Horizont entgegen.
Wir fuhren immer noch an teilweise eher mühsamen Schräghängen entlang. Weit draussen auf dem Fluss hatten sich im Dezember am Anfang des wahren Winters wohl riesige Eisschollen aufgebäumt bis dieser schlussendlich erstarrte.
Wir hielten an und ich machte wieder einmal den Fehler, mich zwei Schritte vom Trail zu entfernen um ein besseres Photo zu schiessen. Ohne jegliche Vorwarnung oder Handschuhe sank ich plötzlich bis fast zur Hüfte im Schnee ein.
Kelly lachte: “Brauchst du Hilfe ?” - “Nein !”
Ich versuchte mich mit Ellenbogen wieder zurück auf den Trail zu wühlen. Dies führte allerdings dazu, dass Ellenbogen und auch fast mein Kopf nun ebenfalls im weichem Schnee steckten.
Kelly verzog keine Miene und sprach kein Wort. Sie reichte mir einfach ihre Hand.
Ich griff zu und wühlte mich zurück auf den Trail.
“Erinnerst du dich dran, dass Carsten dir geraten hat auf dem Trail zu bleiben ?”. Die beste aller Ehefrauen versuchte ernsthaft zu bleiben, begann dann aber doch zu lachen.
-
Hier ist nun das Photos der Eisschollen unter dem dort liegendem Schnee.
Wer immer mit einem schwerem Motorschlitten hinaus auf dem Fluss fährt, würde höchstwahrscheinlich nach wenigen Metern im ’Nichts’ versinken.
Es gab also tatsächlich einen Grund, wieso die Trailbreakers den Trail an dieser Stelle entlang des schwierig zu befahrenen Seitenhangs gelegt hatten. Wer hätte das gedacht….
Ich hatte wieder einmal was dazu gelernt.



Nach unserer kleinen Pause am Hang genoss ich mit fast gefrorenen Fingern wieder mal die elektrisch gewärmten Handgriffe, die nur funktionieren wenn der Motor des Schlitten auf mindestens 2000 Umdrehungen lief.
Also zog ich die Schutzbrille von der Fellmütze runter auf die Nase und gab Gas.
Vor uns lag nun ein Trail wie man ihn sich nicht besser hätte wünschen können:
Flach, mit der Sonne im Rücken, leicht einsehbar und mit gutem Schnee auf solidem Eis. 30 Kilometer ?
Wir konnten dies wahrscheinlich in 30 Minuten schaffen, aber….
Nahe Tanana hielt ich nochmals an, schaltete den Motor aus und lehnte mich auf der Maschine gemütlich zurück.
So genoss ich dann schweigend die Aussicht des vor mir liegenden Trails.
Erst als es langsam zu kalt wurde, kramte ich mein Handy hervor und machte ein Photo.
Hey Carsten…
… ich hab dich für diese eiskalte Tour in den ersten Tagen mehrmals verflucht, aber… :
“Danke, Alter !”



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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #48 Datum: März 17th, 2020 um 5:51:46am)
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Bevor wir das steile Ufer des Yukon River hinauf ins kleinen Dorfes fuhren, guckte ich noch einmal zurück auf den Fluss.



Als wir auf der hohen Uferböschung  ankamen, schenkte uns keiner besondere Blicke. Motorschlitten waren hier auf den Strassen des Dorfes eine eine eher normale Begebenheit.



=======
(Die letzten zwei Teile dieser Geschichte werden folgen… )

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Letzte Änderung: Peter_Kamper - März 17th, 2020 um 6:02:26am
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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #49 Datum: März 17th, 2020 um 12:29:59pm)
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Danke Peter für diese wieder toll zu lesenden Zeilen.
Ich habe richtig mitgefiebert bei der Elchbegegnung!!!
Auf den Fotos kann man die klirrende Kälte auch richtig nachvollziehen!
Freue mich schon auf den Rest des Berichtes

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Liebe Grüße
Renate


Was uns mit Hunden verbindet, ist die Tatsache, dass sie nichts an uns auszusetzen haben.
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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #50 Datum: März 17th, 2020 um 12:59:35pm)
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Ja, einfach super zu lesen. Man ist irgendwie dabei hab ich das Gefühl.
Super, freue mich auf die zwei leider letzten Folgen.
Gruß Husky_Heinz

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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #51 Datum: März 19th, 2020 um 2:13:06pm)
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Kelly und ich fuhren ins Dorf hinein und hielten dann schlussendlich nebeneinander an.
Ich hob meine Schutzbrille: “ Hast du eine Ahnung wo deine Freunde leben ?” - Kelly klappte ihr Visier hoch:“Nicht wirklich…”
Wir fuhren weiter bis wir jemanden trafen und Kelly wieder anhielt: “Wissen sie, wo Jane und Dave leben ?”
“Jane ? Klar, … fahr hinten rechts rum und…. “.
Obwohl die genannten Namen von Kellys Freunden aus Privatgründen hier frei erfunden sind, war es im Dorf recht einfach nach Namen zu fragen und Wegweisungen zu erhalten.
Jeder schien freundlich zu sein. Es war nun mal eben ein Buschdorf in dem jeder jeden kannte.
Schlussendlich fanden wir das Haus.



Kelly klopfte mehrere Male an die Haustür. Keine Antwort.
Ich blieb auf meinem Motorschlitten sitzen. Es hatte morgens lange genug gedauert, bis mein Hintern den Sitz erwärmt hatte.
Da die meisten Türen im Dorf nicht verschlossen sind öffnete sie die Tür schlussendlich und rief ins Haus: “Hallo ? Ist jemand zuhause ?”
Eine verschlafene Stimme antwortete vom oberem Stockwerk: “Wer ist da ?”  - “Hallo, … ich bin’s, Kelly.”
Von oben röhrte es nun plötzlich zurück als würde die Welt untergehen : “Kelly ? Kelly ? Was zum Teufel willst du hier in meinem Haus ? Mach, dass du verdammt nochmal hier raus kommst.”
Die tatsächlichen Beschimpfungen, die von oben kamen will ich hier nicht wieder geben…  
Kelly schloss die Haustür wieder und guckte mich verstört an: “Das ..”, sie zögerte.. "war ziemlich unhöflich.…”.
Meiner Ansicht war dies nicht unhöflich sondern ein eiskalter Tritt in den Hintern.
Da wir grade über eiskalt reden…, mir war saukalt.

Jede Menge Gedanken schossen mir durch den Kopf während mein leicht unterkühltes Gehirn plötzlich versuchte auf Hochtouren zu arbeiten:
Irgendwo gab es hier sicherlich eine andere Unterkunft in der wir übernachten konnten. Wir wollten uns sicherlich nicht mit Einwohnern des Dorfes anlegen, aber irgendwo gab es wahrscheinlich vielleicht ….”.
Plötzlich öffnete sich oben auf dem Balkon eine Tür und ein 2 Meter grosser breitschultriger Huene guckte mit zerzausten Haaren übers Geländer: “Kelly ? Kelly, bist du das ?”  
Kelly guckte zu ihm hoch: “Hi Dave…. “
“Ach um Himmels Willen. Kelly ? Kelly Malemute ?? Das tut mir so Leid. Ich hab dich mit meiner Nachbarin verwechselt. Um Himmels Willen, ich hatte keine Ahnung, dass du jetzt schon kommst. Bitte kommt rein… Ehrlich, wenn ich das gewusst hätte…”
Und somit hatten wir ungewollt eine erste Einsicht ins recht interessante nachbarschaftliche Leben des Dorfes erhalten….

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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #52 Datum: März 19th, 2020 um 2:25:35pm)
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=
Wir schnallen unser Gepäck von unseren Motorschlitten, klopften den Schneesstaub ab und machten es uns drinnen an einem riesigem und warmem Holzofen gemütlich.
Auch hier habe ich im Haus keine Photos von Dave und Jane gemacht.
Es ging uns bei unserer Tour eher um die Reise an sich als darum Photos zu machen. Auch hier erschien es mir wieder einmal unangemessen unseren Gastgebern ein iPhone ins Gesicht zu halten.
-
Nach einer warmen Dusche benutzen wir das Internet und ich guckte auf die Wettervorhersage.
Für den nächsten Tag und die nächsten 200 km bis zurück nach Nenana waren Schnee und Sturm angesagt. Kelly und ich guckten uns an…
Der Trail hatte bei konstanten -35C seinen Zoll gekostet. Falls der Wind den wochenalten Iron Dog Trail nun verwehen würde, müssten wir uns ab der am anderen Ufer des Yukon gelegenen Mündung des Tanana Rivers selbst durchschlagen müssen.
Wir hatten ehrlich gesagt Muskelkater… und unsere Zweifel.

Im 90 km entferntem Manley Hot Springs gab es für uns keine Übernachtungsmöglichkeiten. Das dortige Hotel/die Kneipe war den Winter über geschlossen. Auch hatte Kelly in diesem Goldgräber-Dorf des ‘weissen Mannes’ keine Freunde.
Wir würden entweder bei -35C die 200 km bis nach Nenana durchfahren müssen oder unsere Tour hier in Tanana beenden.
Ich hatte in den letzten Tagen sicherlich vieles gelernt und konnte nun einen einen Trail einigermassen einschätzen. Trotzdem war ich sicherlich noch kein Experte.
Auch erschien es der Wettervorhersage nach nicht so, als würden die Temperaturen trotz der Sturmwarnung steigen.
-35C würden im Flusstal mit vorhergesagten Winden von bis zu 40 km/h zu einem Auskühlungsfaktor von bis zu -60 C führen.
Dies und der Gedanke an einen von Schnee verblasenem Trail führten uns dann zu einem Anruf an Kyle.

Kelly’s Sohn Kyle war wohl einer der erfahrensten Motorschlittenfahrer, die ich persönlich kannte.
Er hatte schon drei Mal am längstem Motorschlittenrennen der Welt (dem 3000 km Iron Dog) teilgenommen. Gemeinsam mit seinem Bruder Todd Malamute hatte er einmal den 8. Platz des Rennens belegt. Mit wenigen Sponsoren und größten Teils aus eigener Tasche bezahlten Motorschlitten war dies eine stramme Leistung gewesen.
Kelly rief also ihren Sohn an: “Hast du Lust eventuell nach Tanana zu fliegen und unsere Maschinen zurück nach Fairbanks zu fahren?”, fragte Kelly.
Er lachte:” Schön zu hören, dass ihr noch lebt. Ich hatte mir bei diesem Wetter schon Sorgen um euch gemacht.”  
“Klar”, meinte er. “Sobald die Temperaturen steigen wäre das eine nette Strecke für mich, aber nicht bei -35C !”
“Ich hörte bei dem Gespräch zu.
“Aha”, dachte ich mir. “Sieh mal, ganz so hart sind die harten Jungs wohl auch nicht.” Dies brachte mir zumindest eine kleine Genugtuung.
Kyle redete weiter: “Ich kann dann sicherlich auch einen Freund dazu bringen eure zweite Maschine mit zurück zu bringen. Kein Problem.”
-
Wir hörten hier also auf ? So ganz hatte ich mich mit diesem Gedanken noch nicht abgefunden.
Irgendwie fühlte ich mich so, als würde ich aufgeben. Auf der anderen Seite hatte ich allerdings auch jetzt schon mehr erlebt als ich erwartet hatte.
Obwohl ich tief in mir die Lust darauf verspürte auf den letzten 200 km einen Sturm und verblasene Trails zu bewältigen überwog meine innere Stimme.
“Erinnerst du dich dran wie schwierig es war deinen Motorschlitten aus dem Overflow zu ziehen ?”, fragte diese.
“Du bis nicht mehr 25 Jahre alt.”
Ich schüttelte mal wieder meine immer noch schmerzenden Handgelenke aus und steckte meinen steifen rechten Ellenbogen. -
“Ja, …das ist mir inzwischen auch bewusst geworden.”
Mit ein bisschen Training sollte sich dies aber beheben lassen, oder ?
Ich war schon faul geworden bevor ich Carsten auf den Trail folgte…..

Wir parkten unsere Motorschlitten hinter dem Haus. Dann riefen wir Wright’s Air an und buchten zwei Flüge nach Fairbanks.
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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #53 Datum: März 19th, 2020 um 2:36:53pm)
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Der Abend verlief in guter Gesellschaft.
Jane und Dave servierten uns Schweinerippchen mit Kartoffelpüree.
“Falls du Lust hast, kann ich auch noch etwas Sauerkraut aufwärmen. Ich mache dies selbst, aber jeder in diesem verdammtem Dorf meint, dass es schrecklich schmeckt. Das Rezept stammt von meiner deutschen Grossmutter !”
Er öffnete ein eingemachtes Glas und liess mich probieren. In der Tat war dies hervorragendes Sauerkraut.
“Davon nehme ich gerne etwas”, meinte ich.
“Siehst du !”, sagte Dave als er seine Frau anguckte… “Hier sitzt ein echter Deutscher und er mag mein Sauerkraut.” Seine Frau verzog das Gesicht. “Ja, was auch immer... Ich nicht… !”
Wenn ich gewusst hätte, dass dieser Augenblick zu einer langen Diskussion über Sauerkraut ausarten würde in der ich ihm als ‘deutscher Zeuge’ zur Seite stehen musste, hätte ich lieber  einfach nur Kartoffelpüree gegessen.
Trotzdem war das Abendessen koestlich.
-
Obwohl ich stolz auf unsere Tour war, stellten auch immer wieder vorbei kommende Besucher wenig Fragen. Applaus gab es auch nicht.
Hier im Busch erschienen solche Strecken wie auch schon vorher erwähnt eher normal. -35C waren ‘kalt’.  Allerdings wurde hier das Wort ‘kalt’ fuer -10 C bis -40C benutzt.
Bei -40C gab es nur den achselzuckenden Beisatz: “Wenn du nicht musst, geh nicht raus.”

Die einzigen Fragen, die uns gestellt wurden, waren:
“Habt ihr Elche gesehen ?”
“Habt ihr Wölfe gesehen ?”
Und dann die immer wieder kehrende ernsthafte Frage: “Wie war der Trail.”
In gewisser Weise ähnelte es dem deutschen Leben auf der Autobahn:
Hattest du Staus gesehen, hast du Radarfallen gesehen und wie sieht’s mit den Baustellen aus ?
Manche Dinge ändern sich wohl im Endeffekt nie….
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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #54 Datum: März 19th, 2020 um 2:43:15pm)
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Am nächstem Morgen lief ich noch einmal durch’s Dorf um eine Tüte Chips und irgend etwas leckeres zu kaufen.
Nach den kalten Tagen auf dem Trail hatte ich einen eher unbändigen Hunger der sich auch mit dem bestem Sauerkraut nicht tilgen lies.
Das einzige aber recht vielfältige Geschäft des Dorfes lag im Postgebäude des Ortes.
Gleich davor stand dann auch ein alter Truck, den ich bewunderte.
Die Radketten wurden hier wohl im Herbst angebracht und bis zum Frühjahr nicht mehr abgenommen. Mehr als 20 km Strasse gab es eh nicht.
Der Truck sah einfach cool aus…..



Nach meinem Einkauf ging ich weiter die Hauptstrasse hinunter.
Das Geschäft in dem man alkoholische Getränke kaufen kann ist nur zwischen 17 Uhr und 20 Uhr geöffnet. Dies ist wohl auch gut so….



Vor der wunderschönen Kirche bin ich lange stehen geblieben. Sie sah sehr alt aus. Das Holz muss wohl vor langer Zeit aus den umliegenden Wäldern geschlagen worden sein.
Wenn man weit genug zurück tritt kann man wohl immer noch erahnen wie die Leute des Dorfes daran gearbeitet haben.
Das Gebäude strahlte tatsächlich eine gewisse Ruhe aus.



Die Strassen waren eigentlich leer.
Es gab viele Fragen, die ich gerne gestellt hätte, aber es schien keinen zu geben der sie haette beantworten können.
Der Schulbus den ich fotografierte war wohl mit einer Fähre aus Nenana hier hin gebracht worden. Auch er erzählte wohl eine Geschichte die nie erzählt werden wird.
Immerhin gingen hier Kinder meist im Winter zur Schule. Das alte Gefährt hatte sich aber sicherlich seit den ersten Schneeflocken im Herbst nicht gerührt.



Als ich zurück zum Haus kam, stand ein Mann neben unseren Motorschlitten.
“Hallo”, meinte ich. “Kann ich helfen ?”.
“Nee, ich guck mir nur die Motorschlitten an. Weisst du wem die gehören ?” - “Die gehören Kyle. Kyle Malamute. Kennst du ihn ?”
Kelly hatte mich gewarnt, das Dinge in Dörfern manchmal verschwinden wenn sie nicht den richtigen Leuten gehören.
“Oh, das sind Kyle’s Schlitten, hm ? Gute Maschienen.” Er nickte. “ Ja, Kyle weiss schon was er kauft”, gab ich zurück.
Ganz so ungelogen war dies nicht. Immerhin hatte Kyle uns die Motorschlitten aus seinem Geschäft mit einem heftigem Nachlass persönlich verkauft.
Ich will sicherlich keinem etwas nachsagen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich unsere Motorschlitten hinter dem Haus innerhalb von 48 Stunden in Luft aufgelöst hätten, wenn gewisse Namen nicht gefallen wären…
Wahrscheinlich liege ich damit falsch.
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Langsam war es Zeit zu packen.
Von Südwesten zogen Wolken auf. Es waren die ersten Merkmale des angesagten Schneefalls.
Nachmittags sollte unser Flug gehen.
Der Flughafen war allerdings mehrere Kilometer entfernt. Wie kam man dort hin ? Gab es ein Taxi im Dorf ?
“Geneva wird uns abholen”, erklärte mir Kelly.
Tatsächlich hatte der Flughafen einen kostenlosen Service mit dem man in Tanana zuhause abgeholt und dann zum Flughafen gebracht werden konnte.
“Wir müssen ihr nur unsere Adresse übers Handy texten und dann wird sie uns abholen”, meinte Kelly. Genial….

Um 14:30 Uhr texte uns Geneva tatsächlich auch zurück: “Hi Kelly. Bin in 5 Minuten da.”

Vorher hatten wir nochmals Kyle getextet, der die Motorschlitten nach Fairbanks fahren würde: “Was sollen wir hier lassen ? Seile, Axt, Seilwinde… ?”
Die Antwort war kurz:”Nehmt alles mit. Ich bringe meine eigene Ausrüstung.”
Anscheinend traute er unserer Ausrüstung nicht so ganz.
Ich war ein bisschen beleidigt, liess mir allerdings nichts anmerken. Trotzdem hatte ich die besten Fischerei-Seile mit 1.5 Tonnen Zuglast, die beste norwegische Axt und… ok, egal.
Wir mussten also alles was wir an Ausrüstung dabei hatten mit zum Flughafen bringen. Während wir erst einmal alles zur Strasse schleppten, fuhr Geneva schon mit weiteren 7 Passagieren vor und öffnete die hintere Tür des Vans.
Eigentlich war alles voll. Trotzdem stopften wir unsere Säcke irgendwie in den Laderaum.

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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #55 Datum: März 19th, 2020 um 2:54:57pm)
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Wir verbrachten fünf Minuten mit einer Fahrt auf verschneiten holprigen Strassen und kamen dann am Flughafen an.
Der ‘Flughafen’ war eigentlich nichts anderes als eine Landebahn an der man geduldig wartete bis ein Flugzeug landete.



Regeln wie man sie vielleicht an normalen Flughäfen findet gab es hier draussen im Busch anscheinend nicht. Der Pilot guckte nur kurz auf seine Liste: “Eins, zwei… neun. Ich denk, dass ich euch alle habe ?” Keiner antwortete. Er nickte. “Ok…”
“Na dann…., heute ist das Flugzeug komplett voll. Einer von euch muss wohl vorne als Co-Pilot mitfliegen. Wer will… ?”
Keiner meldete sich für 10 Sekunden. Danach hob ich den Finger.
“Nimm die kleine vordere Tür rechts und steig ein…”, meinte der Pilot und winkte mich in Richtung der Tür des anscheinend nicht existierenden Co-Piloten.
Ohne weitere Worte ging er dann auf der Suche nach tropfendem Oel oder ähnlichen verdächtigen Schäden langsam um’s Flugzeug.
Als er sich schlussendlich im Pilotensitz angeschnallt hatte, drehte er sich nochmals zu den Passagieren um: “ Wir werden in einen Sturm fliegen und Gegenwind haben.
Der Flug wird also ca. 20 Minuten länger dauern, aber macht euch keine Sorgen.”
Irgendwo hatte ich mal gehört, dass man sich Sorgen machen sollte sobald der Pilot öffentlich sagt, dass man sich keine Sorgen machen sollte. Allerdings versuchte ich diesen Gedanken schnell wieder zu vergessen.

Als wir abhoben war das Land mit der kommenden Wetterfront schon lange in grau auf grau verfallen.
Trotzdem war es schön, Teile des Dorfes einmal aus der Luft zu sehen:



Als das Flugzeug langsam an Höhe gewann, sah ich nun zum ersten Mal die letzten kalten Kilometer des Trails, den wir damals während unserer Hinfahrt von Manley im Dunkeln nach Tanana zurück gelegt hatten.
Es erschien mir als wäre dies Wochen her gewesen.
Von oben erschien all dies eigentlich recht einfach, aber ich erinnerte mich sehr gut an die damalige Nacht. Ich wusste wie viele Löcher und Kuhlen mir die Strecke geboten hatte.
Auch erinnerte ich mich daran wie die Kufen nach jeder Schräge bis fast zum kippen abgehoben hatten bis ich die Maschine wieder unter Kontrolle hatte um Carstens Rücklicht zu folgen.
Inzwischen wusste ich natürlich, dass ich damals am ersten Tag noch nicht gelernt hatte mein Gewicht vernünftig zu verlangen.
 


Dieser vom Wind Schnee frei gefegte See zeigt wohl am Besten, wie hoch die Windgeschwindigkeiten dort draussen in der Tanana Ebene sein können.
Es bedarf recht starke Winde um slch einen See frei zu fegen.
Das gebrochene Eis war allerdings die natürliche Reaktion des Sees auf eine der vielen Erdbeben, die Alaska fast täglich erschüttern.



Natürlich machte ich weitere Photos. Dem Land war es egal.
Ich genoss die Weite und die Freiheit hier draussen. Lag dort wo sich die zwei kleinen Flüsse unter dem Gipfel trafen vielleicht Gold ?
Ich musste über mich selbst lachen. Wir Menschen können es wohl nicht lassen selbst in unberührter Schönheit Reichtum zu suchen.



Der Flughafen kam in Sicht. Hier würde unsere Reise enden.
Hatte ich mich nicht gestern noch gemütlich auf meinem Motorschlitten zurück gelehnt und die solide Eisdecke des Yukon River’s genossen.
Heute erschien alles grau. Dies hing allerdings wohl auch mit dem Wetter zusammen.
Wie oft hatte ich über den eiskalten strahlend blauen Himmel geflucht den ich nun ploetzlich vermisste ?
Der Mann, der sich vor einer Woche nach einem Blick auf’s Thermometer wieder unter seiner Bettdecke versteckt hatte, war jemand anderes geworden.



Ein paar Tage nachdem wir zuhause angekommen waren fragte Kelly mich:” Sollen wir die Motorschlitten jetzt verkaufen? Wir werden sicherlich noch einen guten Preis für die Biester bekommen.”
Diese Idee hatten wir schon öfter diskutiert. Auch ich hatte ehrlich gesagt drüber nachgedacht.
Wir guckten uns an und ich begann nach einem kurzem Zögern den Kopf zu schütteln: “No”.
Kelly verschwende keine Sekunde bevor sie mit einem Lächeln antwortete: “Alright then !”

Bis auf naechstes Jahr...
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Letzte Änderung: Peter_Kamper - März 20th, 2020 um 12:43:42am
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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #56 Datum: März 22nd, 2020 um 2:30:02pm)
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Hallo Peter,

danke für die wundervollen Flugaufnahmen.

Bei dem freigeblasenen See mit dem Klareis sträuben sich mir als Musher allerdings alle Haare.

Es ist ja das Ekligste, auf das du mit einem Gespann treffen kannst.

Die Hunde haben wenig bis null Grip und der Schlitten hält auch nicht die Spur.
Wenn du dann noch seitlich an einer Eiskante oder einem Restschneeknubbel hängen bleibst, ist der Crash unausweichlich.

Habe mir schon 2x den Schleimbeutel am rechten Ellenbogen auf diese Weise malträtiert  .

Aber wunderschön anzusehen ist er schon.


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Letzte Änderung: Snowdog - März 23rd, 2020 um 10:30:18am
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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #57 Datum: März 22nd, 2020 um 3:05:33pm)
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Hallo Peter,
einfach super.
Danke Dir, für den tollen Bericht und Bilder.
Danke auch das Du deine Erlebnisse so natürlich hier aufgeschrieben hast.
Gruß Husky_Heinz

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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #58 Datum: März 22nd, 2020 um 9:34:40pm)
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hallo Peter,
ein grosses Danke auch von mir .
Du hast so lebendig geschrieben, dass ich schon fast neben Euch sass, so real und voll mit Kleinigkeiten ,die alles vestehen lassen , kam dies bei mir an.
Dafuer danke ich Dir. und schliess mich Husky_Heinz an/
die Idee , von den vielen Jahren Einiges zu veroeffentlichen waere so gut.

Milaq

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Re: Yukon River mit Motorschlitten
(Antworten #59 Datum: März 23rd, 2020 um 9:23:27am)
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Ich schließe mich gerne den anderen an.
Danke für den Bericht und die tollen Bilder. Schon eine wunderschöne Ecke!!

Bootie

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Solange der Mensch denkt, dass ein Tier nicht fühlt, fühlt das Tier, dass der Mensch nicht denkt! (unbekannt)
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