ALASKA - FORUM
Eine Registrierung ist nicht mehr möglich !
Willkommen, Gast. bitte loggen Sie sich ein oder registrieren Sie sich als Teilnehmer.
April 19th, 2024 um 3:04:25am
Home | Hilfe | Suchen | Einloggen | Registrieren



--- !!! Liebe Mitglieder, wie schon angekündigt ist das Alaska-Info Forum hier geschlossen und dient nur noch als Archiv.
Ich würde mich freuen, euch alle im neuen Alaska-Forum unter https://www.alaska-forum.de begrüßen zu können. !!! ---




   Alaska-Info Forum
   Sonstiges
   Reiseberichte+Photos
   Off- der South Canol Road
(Moderator: admin)
Seiten: 1 Antworten | Über Antworten benachrichtigen | Drucken 
   Autor  Beitrag: Off- der South Canol Road  (Gelesen: 3092 mal)
 Baumjoe
 Gast
 
 
     

   
  |
Off- der South Canol Road
( Datum: März 5th, 2009 um 11:46:29am)
| Zitieren | Ändern

Hey folks,

hier ein kurzer Auszug aus meinem neuen (Erscheinungsdatum: Januar 2009, erlebt: 2006) Buch "On Yukon time", Yukon Rundmails - Teil VII, ISBN 978-3-8370-8510-5, 116 Seiten, 20 Farb- und 15 SW-Fotos, Preis: 13,90 €, das bei mir (http://www.Baumjoe1.de), amazon (http://www.amazon.de/Yukon-time-Abenteuer-Westkanada-Alaska/dp/3837085104/ref=sr_1_6?ie=UTF8&s=books&qid=1236249861&sr=1-6), allen anderen Versandhändlern und natürlich im Buchhandel erhältlich ist:

Ich bog auf den Campbell Highway Richtung Südosten ab. An einem Minisee am Highway hielt ich an. Das deutsche Ehepaar, mit dem ich nach der Dena-Cho-Wanderung trampte, hatte mir gesagt, dass dort ein Pärchen arktische Loons brüten würde. Bisher hatte ich meistens das gemeine Loon vor der Linse gehabt. Und richtig, da waren sie. Der Trick mit der Loon-CD funktionierte nicht, da diese vom gemeinen Loon stammten. Also schlich ich mich ran und versuchte loonähnliche Laute zu produzieren. Das klappte leider auch nicht.

Dann fiel mir ein, dass Loons neugierig sind. Also zeigte ich mich, schwenkte die Arme und warf die Kappe in die Luft. Dazu gab ich noch einige unartikulierte Laute von mir. Das Ganze natürlich erst, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass kein Mensch in der Nähe war. Die halten mich doch eh schon alle für bescheuert. Auf jeden Fall klappte es. Die Loons wurden ganz aufgeregt, schwammen näher ran und stießen nun ihrerseits Laute aus, die dem des gemeinen Loons nicht im geringsten ähnelten. Jetzt schoss ich endlich Fotos aus der Nähe und erkannte die Unterschiede zum gemeinen Loon, besonders den grau gefiederten Kopf. Zwischendurch reif ich wieder und verrenkte mich, damit sie in der Nähe blieben. Dabei jagte ich zwei Filme durch. Wie schrieb Robert Service noch: „Crazy as a loon ....“

Ross River wird beliebter

Ich fuhr nach Ross River rein, um zwei Dinge zu verifizieren: Wie mir das deutsche Ehepaar ebenfalls erzählt hatte, war der Sprit am Indianerladen nämlich 0,16 Dollar pro Liter billiger als an der anderen Tanke. Und außerdem gibt es eine Straße, die direkt von Ross River zur South Canol Road ohne Umweg über die Zufahrtstraße und den Campbell Highway führt. Man lernt doch nie aus. Das Ganze ließ Ross River in meiner Beliebtheitsskala um 0,00000000000001375987 Punkte steigen.

Ich parkte am Lapie River Canyon, wo ich im letzten Jahr mit den Bazis campiert hatte und schmiss die Angel beziehungsweise den Blinker aus. Schon nach kurzer Zeit hatte ich eine Äsche dran, aber die war zu mickrig. Danach biss nichts mehr und es gab Nudeln mit Thunfisch, wobei ich es schaffte meine frische Hose komplett mit Ketchup zu versauen. Nun, meine Familie weiß ja, dass ich so etwas mit Vergnügen mache. Jetzt noch ein bisschen Salz und Pfeffer drauf und die Bären bräuchten nicht einmal mehr würzen. Vielleicht sollte ich mir noch einen Fisch um den Hals binden und ein Stirnband mit der Aufschrift „Friss mich“ tragen? Gekocht hatte ich auf meinem Wandertopfset, das aber nicht aufs Feuer sondern nur auf den Kocher darf. Zusätzlich saß ich so lange am Laptop, dass die Autobatterie fast leer war. Mit den letzten Umdrehungen des kraftlosen Anlassers sprang Rusty 3 gerade noch an.

gespeichert

 Baumjoe
 Gast
 
 
     

   
  |
Teil 2
(Antworten #1 Datum: März 5th, 2009 um 11:48:46am)
| Zitieren | Ändern

Morgenstund hat Gold im Mund. Da ich am Silver Trail wohne begnügte ich mich mit Silber. Immerhin schien jetzt die Sonne in den Lapie River Canyon, was ich für die Nachwelt fest hielt. Außerdem lief ich den Trail am Canyon entlang. Das klare, grüne Wasser mit weißen Schaumkronen, die gelblich-grauen Felsen, die grünen Bäume und der blaue Himmel mit ein paar kleinen Wolken lieferten tolle Kontraste. Eigentlich wollte ich noch ein Hügelchen hoch, aber ich suchte nach einem besseren Einstieg und irgendwann war es vorbei und es stand zu viel Wald im Weg. Also später mal.

Reger Verkehr

Ich fuhr langsam weiter. Zum einen weil ich nach einer Wandermöglichkeit oder einer Nebenstraße suchte und zum anderen weil ich bei dem geilen Wetter natürlich jede Menge Bilder schoss. Außerdem herrschte reger Verkehr. In zwei Stunden kamen mir fünf Autos entgegen. Für die Canol Road ist das viel. Eine viel versprechende Nebenstraße führte zu einem indianischen Jagdcamp, eine andere zu einer Hütte. Doch einen Kilometer hinter dem Bacon Creek war es soweit. Eine Nebenstraße führte in ein Tal und von dort führte ein Wanderweg weiter. Wahrscheinlich zum Mount Cook. Ich machte mich marschfertig und los ging es. Der Weg war zwar schmal, aber gut. Zumindest auf dem Boden. Von links und rechts wuchsen Büsche rüber, die ich mit Armen und Händen zur Seite schob. Ich kam mir vor wie beim Brust schwimmen oder Klein-Moses, der im Wald übt das Rote Meer zu teilen.

Es ging rauf und runter, bis ich schließlich zu einem Bach kam. Wahrscheinlich hätte ich den überqueren müssen, um weiter zu kommen. Mit Turnschuhen unterwegs, schien mir das keine so gute Idee zu sein. Gute Ausrede, oder? Die könnte ich bestimmt noch ein paar mal gebrauchen. Nee, ich hatte keinen Bock mehr auf Bush whacking und das schien mir eine ganze Weile so weiter zu gehen. Zurück bei Rusty 3 hatte ich immerhin für eine Stunde die Beine bewegt. Meine Arme waren zerkratzt, als hätte ich versucht eine Katze (nein Anselm, nicht Flecki) zu vergewaltigen.

Paddeln am Lapie Lake

Ich fuhr am Lapie River entlang und kam zu den Ian Thomson Wasserfällen. Die wollte ich mir schon seitdem ich das Schild das erste Mal gesehen hatte anschauen, war aber immer dran vorbei gepest, weil ich unter Zeitdruck stand, meistens durch die blöde Fähre von Ross River. Allerdings ging da gerade eine dicke Amifamilie hin, so dass ich das auf später verschob. Ich fuhr ein bisschen weiter an den Quellsee des Lapie Rivers. Hier fand ich einen wunderschönen Stellplatz mit Seezugang. Also ließ ich das Kanu zu Wasser und paddelte los.

gespeichert

 Baumjoe
 Gast
 
 
     

   
  |
Teil 3
(Antworten #2 Datum: März 5th, 2009 um 11:51:03am)
| Zitieren | Ändern

Der See ist rund zwei Kilometer lang und maximal 250 Meter breit. Rings um mich herum waren Berge und die Sonne schien dazu. Herrlich. Ich kämpfte gegen den Wind an, was mit dem leeren Kanu gar nicht so einfach war. Nah an einer mickrigen Insel vorbei wurde ich von Küstenseeschwalben angegriffen, die dort wohl ihr Nest hatten. Ich kam zum Seeende und sah jede Menge Kreise auf dem Wasser. Fische. Also schmiss ich den Blinker aus, hatte aber keinen Erfolg. So fuhr ich in den Bach gegen die geringe Strömung ein. Das Wasser war glasklar und ich sah die Fische vor dem „gelben Hai“ flüchten.

Ich paddelte ans Ufer und versuchte es erneut. Ich sah Fische springen und warf den Blinker dorthin, aber sie nahmen ihn nicht an. Ich sah sogar wo sie standen und auf Beute warteten. Ich setzte mich wieder ins Kanu und paddelte zur anderen Seite, wo das Wasser tiefer war. Ich hielt ihnen den Blinker direkt vors Maul. Das war so ähnlich als würde ich bei der Elchjagd dem Elch das Gewehr auf die Brust setzen und abdrücken. Um so peinlicher, wenn man dann nicht trifft, aber die Viecher bissen einfach nicht. Das muss am Blinker gelegen haben! Wahrscheinlich hatten bei mir bisher immer nur die gierigen und ganz blöden gebissen. Quasi schuppige Prinzesschen und grätige Vollxxxen. Da würde ich in Whitehorse nach anderen Blinkern gucken müssen.

Die Dummen sterben nicht aus

Ich gab auf und ließ mich vor der Strömung langsam zurück treiben. Wieder sah ich die Fische stehen und warf den Blinker aus. Kurz bevor ich am See war plötzlich ein Ruck und ich hatte eine etwa 35 Zentimeter lange Äsche am Haken. Das sollte für das Abendessen genügen. Ich paddelte am anderen Seeufer entlang langsam zurück. Das weiche Licht der Abendsonne, absolute Ruhe und eine herrliche Landschaft waren die Zutaten. An einer Insel hielt ich an, nahm den Fisch aus, entschuppte und filettierte ihn.

Während das Essen auf dem Lagerfeuer brutzelte, sortierte ich meine Klamotten neu und säuberte die Essenstonne. Wie üblich steckte unten ein unangenehmer Brei aus ausgelaufener Margarine, Reiskörnern und Dreck. Bereits gegen 22 Uhr ging die Sonne hinter den Bergen unter und es wurde etwas kühler. Das ließ die Mücken ruhiger werden und gab mir einen Grund, Rum in meinen Tee zu kippen. Der See lag spiegelglatt vor mir und der Rauch meines Lagerfeuers schwebte wie ein hauchdünner Schleier langsam über ihn hinweg.

Ian Thomson Wasserfälle

Am nächsten Morgen paddelte ich zum anderen Seeende. Leider war es schwer bewölkt und es wehte ein kräftiger Wind. Anschließend fuhr ich zurück zu den Ian Thomson Wasserfällen und wanderte die etwa 200 Meter dorthin. Die Fälle sind etwa 13 Meter hoch und das Wasser fällt durch eine schmale Schlucht. Ich sah eine Wasseramsel, die in den Felsen ihr Nest hatte. Wasseramseln sitzen an kleinen, schnell fließenden Bächen und tauchen in dem Wasser nach Käfern, Larven und anderen Insekten. Hoch spezialisierte Vögelkes.

gespeichert

 Baumjoe
 Gast
 
 
     

   
  |
Teil 4
(Antworten #3 Datum: März 5th, 2009 um 11:53:05am)
| Zitieren | Ändern

Ich fuhr weiter gen Johnsons Crossing. Doch schon nach kurzer Zeit bog ich ab. Ich war am Lapie Lake I, während ich vorher am Lapie Lake II gewesen war. Hier gab es einen inoffiziellen, offiziellen Campground mit fünf Stellplätzen, Klohäuschen und natürlich Zugang zum See. Da das Wetter jedoch nicht so gut wie am Vortag und ich in dieser Kulisse schon gepaddelt war, ließ ich das Kanu auf dem Dach. Ein Truck parkte an den Outhouses, wo auch ich hielt, um meinen Müll in die dortige Tonne zu schmeißen. Es waren Jagdaufseher, die mich fragten ob ich irgendwelche Tiere gesehen hätte. Stimmt ja, in einer Woche würde die Jagdsaison beginnen und die beiden sollten wohl schauen, das keiner vorher aktiv werden würde.

John Wayne im Yukon

Ich hatte weder Viecher gesehen, noch geschossen. Dafür fragte ich, wo denn der Trail hinführen würde, den ich am Vortag gewandert war. Die Indianerin war auf ihrer ersten Patrouille, aber der Cowboy kannte sich aus. Er trug wirklich einen Stetson, „Shit-Kickers“ (Lederstiefel) und nahm beim Sprechen die Zigarette nicht aus dem Mund. Ein harter Kerl! Es war ein alter Reitpfad gewesen, der weit ins Hinterland führte. Da würde ich genauere Infos einziehen sowie etwas abenteuerlicher drauf und besser ausgerüstet sein müssen.

Weiter ging es, aber nur einen Kilometer. Eine Nebenstraße bog nach links ab und ein Schild verhieß, dass sie rund 20 Kilometer lang sein und zu einem alten Minencamp führen sollte. Nach genau so etwas hatte ich gesucht. Die Straße zum Seagull Creek Valley war für Rusty 3 zuerst kein Problem. Als ich den ersten Bach – nach genauer Prüfung – durchquerte, kam mir doch glatt ein Truck-Camper entgegen. Weiter fuhr ich durchs Tal und nach zehn Kilometern kam ich zu einer alten Hütte, die jetzt wohl von Jägern genutzt wurde. Außerdem lag ganz in der Nähe ein alter Pick-up auf dem Dach und es lagen alte Gesteinsbohrungen herum.

Es zweigten zahlreiche Wege in Seitentäler ab. Hier allein könnte ich wohl eine Woche auf Entdeckungstour gehen. Ich blieb auf dem Hauptweg, der schlechter wurde und durchquerte einen zweiten Bach. An einer Stelle ließ ich Rusty stehen und wollte weiter wandern, sah aber nach 200 Metern, dass nur ein kurzes Stück sehr schlecht und es dahinter wieder besser befahrbar war. Und weitere Nebenwege in viele Seitentäler. Es standen viele Büsche auf den Hügeln und vereinzelte Nadelbäume. Etwas höher wuchsen viele Flechten, während die Gipfel schroff und unbewachsen waren.

Rückzug am Bach

Nachdem ich vorher hauptsächlich bergauf gefahren war, ging es nun bergab. Ich sah in ein riesiges Tal und erkannte viele Minenstraßen, die sich kilometerweit hinzogen. Auf der linken Seite lag der klar schimmernde Seagull Lake. Der Hauptweg führte zu einem Bach. Ich stoppte und sah ihn mir genau an. Wahrscheinlich würde ich locker durchkommen, aber hundertprozentig sicher war ich mir nicht. Wenn ich hier stecken bleiben würde, würde das nicht so glimpflich enden, wie im vergangenen Jahr am Duncan Creek. Über zwanzig Kilometer zurück zu laufen erschien mir nicht erstrebenswert. Ich beschloss, dass der Rückzug der bessere Teil des Abenteuers war und fuhr an den See.

Hier sprangen die Fischlein munter herum und die Vegetation war wie geeignet für das Abendmahl eines Elches. Habt ihr gehört, ihr blöden Elche? Doch es wurde immer dunkler und begann zu regnen, so dass ich im Auto blieb, las und computerte, letzteres jedoch immer mit Kontrolle der Autobatterie. Daneben kippte ich versehentlich einen Teil meines Tropical Trail-Mixes – Nüsse mit Rosinen und anderen getrockneten Früchten – im Auto aus. Tölpel!

gespeichert

 Baumjoe
 Gast
 
 
     

   
  |
Teil 5
(Antworten #4 Datum: März 5th, 2009 um 11:54:57am)
| Zitieren | Ändern

Grau in grau weckte mich der Himmel. Entsprechend lange dauerten die morgendlichen Verrichtungen. Die Elche hatten nicht gehört. Ich ließ das Kanu zu Wasser. Ein kräftiger Wind trieb mich über den See, der größtenteils sehr flach war. Trotzdem warf ich die Angel aus, allerdings ohne Erfolg. Außer ein paar Vögeln war kein Lebewesen zu sehen. Eine Biberburg ließ darauf schließen, dass es welche gab. Ich hatte Karibuspuren am Ufer gesehen.

Berti der Entdecker

Ein etwa drei bis vier Meter breiter Bach mit wenig Strömung war im Schilf zu sehen. Ich folgte ihm und kam mir vor wie ein Entdecker, allein in diesem riesigen Tal, umgeben von recht schweigsamen Bergen. Es dauerte eine ganze Weile bis ich in den nächsten See kam. Der war viel tiefer und ich erspähte ein Pärchen Loons von der gemeinen Sorte. Dazu flog ein Weißkopfseeadler über mich hinweg. Jetzt noch Sonnenschein und ein Tier mit Fell und die Idylle wäre perfekt. Hier und da entdeckte ich alte Feuerstellen. Obwohl die Straße in der Broschüre über die South Canol Road beschrieben ist, konnte ich mir nicht vorstellen, dass viele Touris hier landen würden. Wahrscheinlich nur Einheimische oder Kunden von Jagdführern.

Ich paddelte zum Seeanfang, der eine ganze Ecke entfernt war. Hier floss ein kleiner Bach in den See. Das sollte doch recht gut zum Angeln sein. Nach dem zehnten Wurf hatte ich etwas am Haken und freute mich darüber. Auf der anderen Seite des Hakens war die Freude nicht ganz so groß und der Fisch versuchte sich los zu machen. Er kämpfte viel mehr, als ich es von den Äschen gewohnt war. Trotzdem landete ich ihn an. Es war eine etwa 30 Zentimeter lange Seeforelle, wie ich später anhand des Infoheftes feststellte, das es mit der Angellizenz gab. Mit einem Stein bekam sie einen über die Rübe, Herzstich und ausgenommen, fertig war das Abendessen.

Fauler Weißkopfseeadler

Ich schaute mich um, bevor ich zurück paddelte. Kaum war ich 50 Meter vom Ufer entfernt, stürzte sich der Weißkopfseeadler auf die Innereien meiner Forelle. Die Sonne kam zwischen der Wolken hervor und „mein“ Tal sah direkt gemütlicher aus. Ich kämpfte schwer gegen den Wind an, der dauernd versuchte den leichten Bug des Kanus zu einer Seite zu drehen. Im Bug lagen zwar der Fisch und das Messer, aber irgendwie reichte deren Gewicht nicht aus, um meines auszubalancieren. Im Bach hatte ich zwar die Strömung mit mir, aber der Wind war stärker. Die Forelle ließ sich die ganze Zeit chauffieren und grinste mich blöde an. Nach hartem, etwa zweistündigen Kampf war ich wieder bei Rusty, der brav auf mich wartete.

Nun war es an mir, zu grinsen als ich dem Fisch seinen Fischkopp und den Schwanz absäbelte und vier schöne Filets in die Pfanne warf. Hmmmm, die Forelle schmeckte mir noch besser als die Äschen. Danach zurrte ich das Kanu wieder auf Rusty fest und fuhr zurück. Die Stelle wo ich auf der Hinfahrt zuerst stoppen wollte nahm ich ohne Probleme. Kurz dahinter checkte ich eine weitere Seitenstraße zu einem anderen Tal ab. Die Straße war ganz gut, aber warum standen da so viele Büsche drauf?

Es ging immer weiter bergauf, bis zu einer Stelle, wo ein Erdrutsch die Straße verschüttet hatte. Da kam selbst Rusty nicht mehr weiter, aber ich. Ich stieg aus und wanderte. Es ging steil bergauf und nach kurzer Zeit kam ich zur Straße. Nach zehn Minuten war Ende von Straße. Es lagen einige alte Bretter und Minenutensilien herum und ich genoss die Aussicht. Zurück drehte ich Rusty auf einer recht engen Stelle, doch mit viel Kurbelei klappte es und ich kam zurück auf den Hauptweg.

gespeichert

 Baumjoe
 Gast
 
 
     

   
  |
Teil 6
(Antworten #5 Datum: März 5th, 2009 um 11:58:53am)
| Zitieren | Ändern

Lust auf einen Quicky

Ich kam zur Passhöhe und trotzdem es schon Abend war, hatte ich spontan Lust auf einen Quicky. Ich will zwar nicht protzen, aber der dauerte immerhin eine Dreiviertelstunde. Schon auf der Hinfahrt hatte ich gesehen, dass es hier nur etwa 75 Höhenmeter bis zu einem kleinen Gipfel mit Aussicht auf das nächste Tal waren. Allerdings steil, sehr steil. Also schnell die Kamera gepackt und hoch. Nach einer knappen halben Stunde war ich oben, teilweise mit Vierhand- und -fußantrieb. Schnell ein paar Bilder geschossen. Von hier sah ich überall weitere Minenstraßen und großes Potential für Wanderungen. Es gibt noch genug für mich im Yukon zu tun. Eine Viertelstunde wanderte beziehungsweise rutschte ich den Berg runter und weiter ging es.

Ich stellte mich für die Nacht an der Hütte bei Kilometer zehn der Nebenstraße hin, in der Hoffnung, dass eine oder andere Tierlein zu sehen. Doch die Hoffnung trog. So fuhr ich die zur South Canol Road zurück und dort weiter. Ich kam zu den Rose Lakes, sprich ab jetzt floss das Wasser mit dem Rose River in die andere Richtung. Hier entdeckte ich zwei inoffizielle Campspots, die ich nicht kannte. Angelversuche blieben erfolglos und ich fuhr weiter.

Nach zwei Kilometern kam die nächste Nebenstraße in die ich einbog. Wenn das so weiter ging würde ich erst im Dezember in Whitehorse ankommen. Wieder ging es über Stock und Stein sowie besonders viele Schlaglöcher. Nach sechseinhalb Kilometern kam ich an eine Trapperhütte, die eifrig von Jägern genutzt wurde, wie ein Gästebuch bewies. Dahinter gabelte sich die Straße und ich nahm den rechten Weg, der nach etwa einem Kilometer zu einem Bach führte. Wenn jetzt ein zweiter Wagen hier gewesen wäre oder ich eine gute Winde gehabt hätte, wäre ich weiter gefahren, aber so drehte ich lieber um.

Wackel-Dackel

Nun fuhr ich den linken Weg der Gabelung, der bergauf verlief. An einer Anhöhe hielt ich an, denn von hier überblickte ich den weiteren Verlauf des Weges, der kilometerweit durch die Berge führte. Ich drehte um, weil ich das langsame Gehoppse nicht mehr ertrug. Meine Bandscheibe wurde zur Drehscheibe und mein Kopf hüpfte wie der eines Wackel-Dackels von rechts nach links und von unten nach oben. Bei zu schnell durchfahrenen Schlaglöchern hatte er mehrfach Feindberührung mit dem Autodach. Rusty quietschte aus allen Löchern und war ebenfalls froh, als wir auf der South Canol Road waren.

Ohne dauerndes Hüpfen und mit gemütlichen 60 Stundenkilometern fuhren wir daher. Einige Male fuhr ich sogar 70 und schaltete in den vierten Gang, doch diese rasante Geschwindigkeit hielt ich nicht lange. An zwei von insgesamt sechs Brücken über den Rose River versuchte ich vergeblich mein Anglerglück. Aber ich guckte dabei in der Landschaft umher und ließ mich vom Glucksen und Rauschen des Flusses unterhalten. Nach einem schönen Morgen brachte der Nachmittag Regen während dessen ich computerte, aber mir fehlte das Skatspiel von meinem anderen Laptop doch sehr. Ich besah mir die Gegend und hielt nach Nebenstraßen Ausschau. Die meisten waren sehr kurz, führten jedoch zu schönen Plätzen am Fluss, an denen man campen konnte.

Camp am Rose River

Wo immer es möglich war, warf ich die Angel aus. Scheint ein neues Hobby von mir geworden zu sein. Daneben suchte ich nach einem Trail, der zum Tower Peak führen würde. Ich hatte eine Karte, in der eine Wanderung dorthin eingezeichnet war. Mittlerweile war ich nämlich schon in der Nähe des Big Salmon Lakes angekommen, sprich es waren nur noch etwas über 100 Kilometer bis nach Johnsons Crossing. Da es aber schon spät war, nutzte ich eine schöne Stelle am Rose River als Camp. Beim Öffnen der Lebensmitteltonne verstreute ich das halbe Paket Nudeln auf dem Boden. Wenn mir jemand bei meinen Touren gefolgt wäre, könnte er von dem was ich zurück ließ gut leben.

In der Nacht hatte es geschüttet und auch am Morgen war es nicht besser. Ich fuhr gen Süden und fand einen möglichen Einstieg für eine Wanderung, aber der stand weitgehend unter Wasser. Da weiterhin Wasser von oben kam, hatte ich keine Mühe mich davon abzuhalten zu wandern. Weiter fahrend kam ich zum Maintenance Camp und kurz dahinter dem Campingplatz am Quiet Lake, der Startpunkt für Kanutouren auf dem Big Salmon River ist.

gespeichert

 Baumjoe
 Gast
 
 
     

   
  |
Teil 7
(Antworten #6 Datum: März 5th, 2009 um 12:01:07pm)
| Zitieren | Ändern

Vernünftig geworden?

Hinter dem anderen Campingplatz gab es eine Nebenstraße, die ich mir natürlich anschaute. Die rechte Abzweigung führte zu einem Privathaus zu Beginn des Quiet Lakes und bei der linken stoppte ich nach einem Kilometer, weil der Weg auf der ganzen einsehbaren Länge unter Wasser stand und drehte um. Ich schien langsam vernünftig geworden zu sein. Ist ja ekelhaft, dann wird es keine verrückten Abenteuer mehr geben. Auf der South Canol Road schaute ich weiterhin nach Trailheads, aber wegen des miserablen Wetters mehr für die Zukunft als den heutigen Tag. Ich kam an den Nisutlin River und schaute mich um. Mit Schaudern dachte ich an die Kanutour zurück – wegen der unglaublich vielen Mücken. Auf dem zuletzt gefahrenen Abschnitt der South Canol Road hatte ich das Gefühl, dass die Biester viel galliger waren. Kein großes Rumgefliege und nach einer guten Stelle suchen, sondern landen, Rüssel rein, saugen und abdüsen. Weiter fahrend sah ich nicht mehr viel, weil der Wald voller Bäume war und die Wolken sehr niedrig hingen.

So kam ich an den Sidney Lake, den ich mir als Übernachtungsplatz auserkoren hatte. Wegen Regens wartete ich erst im Auto. Schließlich wurde es heller, hörte auf zu regnen und ich ließ das Kanu zu Wasser. Mit dabei war natürlich die Angel. Als erstes hörte ich den Ruf des Loons. Hinten sah ich was Weißes schwimmen, ein einsamer Schwan wie ich später fest stellte. Außerdem war ein Schwarm von Radauenten auf dem Wasser, die sich ab und zu kloppten, gemeinsam mit viel Radau aufflogen und sich später wieder niederließen.

Der Hechtkampf

Ich sah etwas Schilf am Ufer und dachte, dass dort vielleicht Hechte stehen könnten. Die Angel ein paar Mal ausgeworfen und schon hatte ich einen dran. Ein Mordsbrummer, der ganz schön kämpfte. Ich zog ihn bis zum Boot ran, da riss die Schnur plötzlich und Fisch, Blinker und Stahlvorfach waren weg. Nun, neu montiert und wieder dort hingeworfen. Ich wollte meinen Blinker wieder. Nach kurzer Zeit hatte ich einen Hecht dran, aber einen ziemlichen Mickerling, doch selbst der zerriss meine Schnur und nahm den Krempel mit in die Tiefe. Nun wollte ich es aber wissen und ratzfatz hing der nächste Hecht an der Angel, in der Größe so zwischen den beiden ersten, etwa 35 Zentimeter. Den bekam ich ins Boot und er eins auf die Rübe.

Ich paddelte am Ufer des Sees entlang und sah eine schöne Angelstelle. Nur so zum Spaß warf ich die Angel rein und schon biss einer. Gaben die Kanadier ihren Fischen eigentlich nichts zu fressen oder was? Auch der machte sich los, mitsamt Stahlvorfach und Blinker. Nun hatte ich keine Stahlvorfächer mehr und ließ das Angeln. In Whitehorse würde ich mir eine stärkere Schnur besorgen. Falls jemand von euch am Sidney Lake mal Hechte mit Blinkern im Maul fängt: Die gehören mir (also die Blinker). Weiter paddelnd fand ich einen verborgenen Teil des Sees. Nach dessen Erkundung – bei der ich ein Wolfsrudel heulen hörte – ging es zurück zu Rusty. Dabei sah ich endlich das Pärchen Loons und zwar mit zwei Jungen. Ich wetterte den Regen im Auto ab, bevor ich mich über den Hecht her machte. Mann, war der Bursche lecker.

gespeichert

 Baumjoe
 Gast
 
 
     

   
  |
Teil 8
(Antworten #7 Datum: März 5th, 2009 um 12:02:03pm)
| Zitieren | Ändern

Im Schlamm

Nachts regnete es, doch am Morgen sah es besser aus. Weiter ging es. Schon nach wenigen Kilometern fand ich eine alte Minenstraße, der ich folgte. Gerade als ich langsam in die Berge kam, musste Rusty passen. Wir fuhren eine steile Steigung hoch, die so durchnässt war, dass die Räder durchdrehten. Ich stieg aus und wollte zu Fuß weiter, aber ich rutschte ebenfalls dauernd weg. Tja, müsste ich noch mal hierhin kommen, wenn es etwas trockener wäre. Anstatt die South Canol Road abhaken zu können, hatte ich eher mehr mögliche Offroadabenteuer und Wanderungen ausgemacht.

Von der Stelle wegzukommen war schwierig, da Rusty immer wegrutschte. Doch irgendwann stand er mit der Schnauze nach vorne und wir rollten runter. Insgesamt waren wir 13 Kilometer in den Busch vorgedrungen und die mussten wir zurück. Um euch mal eine kleine Vorstellung davon zu geben, was das für eine Fahrerei war: Ich brauchte pro Strecke ungefähr eine Stunde. Mittlerweile kam die Sonne heraus und alles machte mehr Spaß. Ich fuhr einige Nebenstraßen, aber die endeten entweder komplett oder führten zurück zur South Canol Road, so dass ich vermutete, dass das die alte Piste war.

Ich näherte mich dem Ende der South Canol Road. Am 4 Mile Creek, also etwa 6,5 Kilometer vor dem Ende, bog ich zum Breath of wilderness B&B von Claudia und Matthias ab. Hier wollte ich das Kanu und einige Klamotten lassen, die ich beim Trampen nicht mitnehmen konnte. Leider waren die beiden nicht da, aber wir hatten vorsorglich per E-Mail besprochen, dass ich in diesem Fall trotzdem meine Sachen dort lagern könnte. Ich fuhr nach Johnsons Crossing, um mir etwas süßes, ungesundes rein zu ziehen. Dann fuhr ich das kurze Stückchen zurück, falls die beiden doch noch auftauchen sollten. Etwa 500 Meter vor dem B&B hatte ich einen inoffiziellen Campingspot mit Zugang zum See ausgemacht. Dort las ich und kochte mir ein Essen. Gerade als das fertig war meinte ein winziges Wölkchen genau über mir Wasser auf die Erde fallen lassen zu müssen. Frechheit.

Eigentlich hätte ich bei Johnsons Crossing auch noch einige Wanderungen machen können, aber irgendwie war bei mir (und nicht etwa bei Rusty 3) die Luft raus. Also säuberte und sortierte ich meine Ausrüstung genauestens, legte sie mit dem Kanu beim B&B ab und fuhr nach Whitehorse.

Auszug aus meinem Buch "On Yukon time"


Gruß

Baumjoe

gespeichert


Letzte Änderung: Baumjoe - März 5th, 2009 um 12:03:54pm
 dr-blei
 Gast
 
 
     

   
  |
Re: Off- der South Canol Road
(Antworten #8 Datum: März 23rd, 2009 um 8:03:29pm)
| Zitieren | Ändern

Bilder der South Canol von Johnsons Crossing to Ross River

Johnsons Crossing



South Canol Museum




South Canol



Sidney Lake

[/UR

Nord Luchs South Canol


[URL=http://img134.imageshack.us/my.php?image=pdvd026.jpg]




Nisutlin near Quiet Lake




Quiet Lake Campground



Black Bear near Quiet  Lake




Quiet Lake Campground II (Ausgangsort zur Big Salmon Tour )




Rose River Bridge (Einstigsmöglichkeit in den Nisutlin!)



Moose Kalb near Rose River Bridge





Lapi River near Lapi Lakes



Near Lapi Lakes um Mitternacht



Lapi Lakes (Foto Berthold Baumann)




Lapi River Schlucht (von der Brücke der South Canol fotographiert)



Lapi River near Ross River





Ross River Store



Kneipe in Ross River( mit dem dünnsten Kaffee im Yukon)




Ross River Fähre über den Peely(beginn der North Canol)


[/b][b]

gespeichert


Letzte Änderung: dr-blei - Juni 11th, 2010 um 6:12:19pm
  Seiten: 1 Antworten | Über Antworten benachrichtigen | Drucken 
Gehe zu:


© copyright 2000-2023 rnr-projects
Nachdruck und Weiterverbreitung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.
- impressum - datenschutzerklärung

Alaska-Info Forum (https://www.alaska-info.de/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl)

Powered by YaBB 1 Gold - Beta 7 (Yet Another Bulletin Board)
Copyright © 2000-2001, X-Null & YaBB. All Rights Reserved.