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   Kentern im Big Salmon River
(Moderator: admin)
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   Autor  Beitrag: Kentern im Big Salmon River  (Gelesen: 2382 mal)
 Baumjoe
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Kentern im Big Salmon River
( Datum: Januar 15th, 2009 um 9:20:38pm)
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Hallöchen,

nun ein Auszug aus meinem neuen (Erscheinungsdatum: Januar 2009, erlebt: 2005) Buch "Tuktu vor Pingo", Yukon Rundmails - Teil VI, ISBN 978-3-8370-8434-4, 176 Seiten, 24 Farb- und 23 SW-Fotos, Preis: 16,90 €, das bei mir (http://www.Baumjoe1.de), amazon (http://www.amazon.de/Tuktu-vor-Pingo-Abenteuer-Westkanada/dp/3837084345/ref=sr_1_9?ie=UTF8&s=books&qid=1232050946&sr=1-9), allen anderen Versandhändlern und natürlich im Buchhandel erhältlich ist:

Während der Fahrt von Whitehorse nach Johnsons Crossing verdunkelten viele Wolken den Himmel und es regnete. Da hatten wir uns wohl genau den richtigen Tag für die Autofahrt ausgesucht. Bei Johnsons Crossing versteckten wir das Rad und bogen auf die South Canol Road ab. Diese war vollkommen verlassen: Keine Tiere, keine Autos. Trotzdem war es in Rusty 2 sehr heiß und es roch nach Öl. Sollte das auf sein baldiges Ende hin deuten? Ich beschloss diese dezenten Hinweise einfach zu ignorieren.

Erst am späten Abend kamen wir am Quiet Lake Campground. Silke hatte schon gedacht, dass Keno City am A.... der Welt liegt, doch die South Canol Road belehrte sie eines besseren. Am Campground war ein Pärchen, das geschickterweise in der Kochhütte übernachtete. Ich hatte an diesem Abend noch einen besonderen Task: Ich montierte die neuen Reifen an Rusty. Dabei wurde ich von zahlreichen impertinenten Mücken angegriffen und schlüpfte schnell wieder in das mit Muskol getränkte Mückenshirt.

Morgens fuhren wir Rusty bis direkt an den See und entluden ihn. Ich fuhr in weg, um ihn irgendwo zu parken, wo er nicht stören würde. Dabei sah ich, dass er eine Pfütze hinterlassen hatte. Es war kein Öl, sondern die Flüssigkeit vom Automatikgetriebe. Ich hoffte, dass er nur raus drückte, was ich zuviel eingefüllt hatte. Ansonsten wollte ich mich nach der Kanufahrt ausführlicher mit dem Problem befassen, von dem ich wollte, dass es kein großes war.

In See gestochen

Beim Einsteigen, schmiss ich Silke fast ins Wasser, von dem sie einiges mit bekam. Bei bewölktem Himmel und spiegelglattem See paddelten wir zur anderen Uferseite und erst mal eine Stunde gut durch. Danach schlüpften wir in unsere Regenklamotten und fuhren still und ruhig weiter. Die tief hängenden Wolken und das leise Auftreffen der Regentropfen auf das Seewasser erzeugten eine mystische Stimmung (ihr wisst ja, dass ich das bei Regenfahrten immer schreibe, aber es ist wirklich irgendwie interessant ohne dass ich das jetzt in andere Worte kleiden könnte). Wir kamen gut voran, was auch nötig war, da wir rund 30 Kilometer bis zum Seeende hatten und es bis dort kaum geeignete Plätze zum Zelten gab.

Schließlich waren wir auf der Höhe der Gebäude der Straßenwartung, dem eigentlichen Einsetzpunkt. Von hier paddelten wir noch eine weitere Stunde zum Ende des Sees und an dessen Ufer entlang, um den Seeausgang zu finden. Zum Schluss kamen sogar noch Wind – der als Anti-Mücken-Wind herzlich willkommen war – und damit einhergehend einige Wellen auf und wir stellten fest, dass das Kanu zu zweit doch recht kippelig war. Oder hatten wir einfach zu viel Gepäck dabei und das zu hoch gelagert? Oder hatte ich doch nicht so viel abgenommen, wie erhofft?

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Letzte Änderung: Baumjoe - Januar 15th, 2009 um 9:24:51pm
 Baumjoe
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Teil 2
(Antworten #1 Datum: Januar 15th, 2009 um 9:22:08pm)
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Am Ufer entdeckten wir auf jeden Fall ein schönes, gut ausgebautes Camp mit kleinem Holzvorrat sowie Tisch mit Bänken und landeten an. Etwa 50 Meter davon entfernt war sogar eine mit einigen Annehmlichkeiten wie Bettgestellen, Matratzen, Tisch, Stühlen usw. eingerichtete Hütte, die jeder benutzen durfte. Ich glaube, dass die vom verstorbenen Abenteurer Franz Six gebaut worden war. Sie hatte sogar ein Gästebuch, in dem für dieses Jahr noch nicht sehr viele Einträge waren. Gut so. Wir beschlossen es damit für den ersten Tag bewenden zu lassen.

Wegen einsetzenden Regens bauten wir schnell das Zelt auf und hielten ein Nickerchen (Nein, da ist kein falscher Buchstabe am Wortanfang, Michael!). Nach dem Essen lief ich viele der dortigen Wege entlang, die sich früher oder später alle im Nirwana verloren. Ich saß noch am Lagerfeuer, dessen Rauch bei Windstille langsam kilometerweit über den See dahin zog, wie ein weißes, langsames Nordlicht. Ein wenig lesen, die tolle Aussicht auf den See genießen und dem Loon lauschen rundeten den Tag ab.

Bachlauf – See, Bachlauf - See

Der Bachlauf lag direkt bei der Hütte. Schnell hatten wir ihn hinter uns und fuhren in den Sandy Lake ein, den wir ebenfalls nach kurzer Zeit hinter uns ließen. Der Bachlauf dahinter war schon etwas länger und schließlich paddelten wir auf den Big Salmon Lake. Der war ebenfalls etwas größer. An einer Sandhalbinsel hatte sich ein Ausrüster mit einem Camp breit gemacht, dass jedoch nicht belegt war. Das finde ich ja blöd, wenn derart schöne Plätze auf viel genutzten Flüssen beziehungsweise Seen in Privatbesitz gelangen. Noch blöder fand ich das riesengroße Schild, das den Zutritt verbat. War ja fast wie in Deutschland. Aus Protest pinkelte ich es an!

Auf der Halbinsel dahinter sahen wir einen Weißkopfseeadler, der sich gerne fotografieren ließ. Kurz darauf hatten wir den Big Salmon River erreicht, der eine Menge Wasser führte. In der flotten Strömung mussten wir vor allem auf Sweeper und im Fluss liegende Baumstämme achten. Wir stießen auf den großen Log-Jam und wurden ganz vorsichtig. Wir treidelten die schwierigsten Stücke und sägten einen umgestürzten und angetriebenen Baum, der im Wege lag kurzerhand durch. Auf dem Grund des Flusses sahen wir einige Kanuwrackteile und wunderten uns wie das wohl passiert war.

In den Yukon News las ich später folgendes: Etwa einen Monat vorher hatte ein deutscher Kanute eine große Suchaktion gestartet, weil er hier gekentert war und sich den Arm verstaucht hatte. Was er und der ebenfalls deutsche Ausrüster nicht wussten, war die Tatsache, dass sein Notfallgerät nur für Flugzeuge war und das Signal nach Victoria auf Vancouver Island gesendet wurde. Von dort starteten zwei Such- und Rettungsflugzeuge zum Big Salmon River. Dort sahen sie den einsamen Kanuten, informierten die Rettungskräfte in Carmacks und flogen wieder zurück. Der Kanute wurde mit dem Heli abgeholt, flog am nächsten Tag noch mal hin, um seine Ausrüstung abzuholen und verschwand dann zum Wandern im Kluane Nationalpark. Für die Kosten der Rettungsaktion von etwa 60.000 $ muss jetzt wohl der kanadische Steuerzahler aufkommen.

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 Baumjoe
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Teil 3
(Antworten #2 Datum: Januar 15th, 2009 um 9:26:40pm)
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Hinter dem Treidelstück schien es fahrbar zu sein. Wir setzten uns ins Kanu und paddelten los. Zu früh! Es gab noch einen Baumstamm, der im Weg lag. Silke kam vorne vorbei, doch ich fuhr hinten mitten in einen Busch rein und brachte das Boot zum Kentern. Das war wirklich die letzte Möglichkeit zum Kentern in diesem Log-Jam, dahinter kam nichts mehr. Wir hielten das Kanu fest und zogen es auf eine nahe Sandbank. Die Campingsäge fischten wir vorher schnell vom nicht allzu tiefen Grund des Flusses auf.

Mal wieder gekentert

Ich sage meinen Mitpaddlern ja immer, dass sie beim Kentern das Paddel nicht los lassen sollen. Das erste was ich jedoch meistens mache, ist das Paddel los lassen. Es verhakte sich glücklicherweise etwa fünf Meter hinter der Kenterstelle am gegenüberliegenden Ufer im Gebüsch. Ich zog meine Klamotten aus und jumpte in den Fluss. Genau diesen Augenblick nutzte das Paddel um sich vom Gebüsch los zu reißen, doch nach einigen schnellen Schwimmzügen erwischte ich den Saulapp. Wir trockneten die nass gewordenen Klamotten, was jedoch nicht so viel war, da die wasserdichten Säcke ihre Funktion vollkommen erfüllt hatten. Da die Temperatur draußen recht warm und wir beide eh nass waren, nutzten wir die Gelegenheit für ein neuerliches Vollbad, jetzt jedoch mit Seife.

Nachdem zuerst noch ein wenig Nieselregen auf uns herunter fiel, trockneten wir kurz darauf in der Sonne und es wurde sehr warm. Wir bepackten das Kanu wieder und paddelten weiter. Nur wenig später lag eine große Wurzel rechts im Fluss. Ich wollte zuerst rechts vorbei, doch die Strömung zog uns eher nach links so dass ich den Plan kurzfristig änderte, weil ich zu faul war, dagegen zu halten. Leider vergaß ich dabei, dass es einen Grund dafür gab, besser rechts vorbei zu paddeln: Von der Wurzel aus gab es links noch etwa acht Meter Baum knapp unter der Wasserlinie. Wir saßen auf, das Boot schaukelte gewaltig und ich war schon mit einem Bein draußen, um ins Wasser zu springen. Schließlich war es nicht nötig, dass alles noch mal gewässert wurde. Doch wir stabilisierten die Lage und konnten eine erneute Kenterung verhindern.

Der Fluss wurde breiter, langsamer und mäanderte so stark, dass wir manchmal das Gefühl hatten wieder zurück am See zu sein. Wir paddelten unter der strahlenden Sonne, bewunderten die gebirgige Landschaft und einige Biber und Enten. Was wir jedoch überhaupt nicht entdecken konnten, waren geeignete Plätze zum Zelten. Zwei von Silke vorgeschlagene Sandbänke wies ich entrüstet als zu mickrig zurück, so dass es fast 20 Uhr wurde, bevor wir etwas fanden und zwar genau den Platz, an dem ich im Jahr 2000 gezeltet hatte. Silke gefiel er nicht so, aber weiter fahren wollten wir beide nicht.

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 Baumjoe
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Teil 4
(Antworten #3 Datum: Januar 15th, 2009 um 9:29:08pm)
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Engstelle mit kleiner Stromschnelle

Bei Sonnenschein paddelten wir am nächsten Morgen los. Unsere Startzeit hatte sich so bei 10.30 Uhr eingependelt. Der Fluss war in etwa 15 Meter breit und hatte weiterhin sehr viele Kurven. Dadurch hatten wir immer etwas andere Ansichten sowohl der zahlreichen kleineren Hügel und Berge um uns herum, als auch der größeren Brocken etwas weiter hinten. Außer diversen Vögeln und den omnipräsenten Bibern sahen wir keine Tiere. Mal erzählten wir angeregt über verschiedene Themen, mal paddelten wir wortlos und genossen schweigend den Aufenthalt in der Natur. Eine Engstelle im Fluss mit einer kleinen Stromschnelle brachte etwas Abwechslung.

Am rechten Ufer sahen wir einen kombinierten Sand-/Kiesstrand hinter einem Bach. Nachdem wir am Vorabend ja recht lange gepaddelt waren, verständigten wir uns schnell darauf hier unser Lager aufzuschlagen, trotzdem es noch recht früh war. Nach kurzem Umschauen stellte ich fest, dass ich auch hier vor fünf Jahren gezeltet hatte. Am frühen Abend war es immer noch sehr heiß und auch die Mücken hatten uns schnell entdeckt. Nach den leckeren Bratkartoffeln gingen wir zum Abkühlen erst mal ins Zelt. Plötzlich kam ein starker Wind auf, so dass wir die Zelthäringe mit Steinen befestigen mussten. Später begann es zu regnen und wollte gar nicht mehr aufhören.

Deshalb verspürten wir auch am Morgen nicht die geringste Lust, das Zelt zu verlassen. Erst gegen Mittag schloss der Himmel seine Schleusen. Wir nutzten das, um schnell zu frühstücken und mit dem Spaten Löcher in die Wildnis zu graben, die wir anschließend wieder auffüllten. Danach flitzten wir mit dem Kanu los. Der Himmel war weiterhin bewölkt, aber es regnete nur selten, kurz und wenig. Erneut genossen wir in aller Ruhe genau diese Ruhe und die Landschaft, die es kostenlos mit dabei gab.

Platzregen im Zelt abgewettert

Reichlich spät am Abend, sahen wir einen Zeltplatz am rechten Ufer, an dem wir beinahe vorbei geschossen wären. Wir mussten etwa 15 Meter gegen die Strömung zurück paddeln, da es kein Kehrwasser gab. Der Platz befand sich mal wieder hinter einem einfließenden Bach, aber dieses Mal mitten im Wald. Da der Big Salmon stark frequentiert wird waren an vielen Stellen Plätze mit Feuerstellen aus größeren Steinen und Sitzbänken aus umgefallenen oder –gesägten Bäumen, die wir dann auch nutzten. Daher gab es auch Platz zwischen den Bäumen und für das Zelt. Überraschend war jedoch, dass es kaum Mücken gab.

Da wir dunkle Wolken kommen sahen, bauten wir schnell das Zelt auf. Es fielen schon die ersten Regentropfen als wir damit fertig waren. Schnell legten wir alle Klamotten unter das umgedrehte Kanu oder unters Vorzelt und sprangen dann selbst hinein. Gerade rechtzeitig, denn es kam ein Platzregen herunter der sich gewaschen hatte. Entsprechend lange dauerte es nachher, das Feuer in Gang zu bringen. Außerdem wies ich Silke in meine Lee Enfield ein. Gegenüber war ein Hügel, so dass wir gefahrlos – für uns und andere – ein paar Schießübungen machen konnten. Da es kühl geworden war, gab es sogar gleich zwei Tee mit Rum für mich. Silke ging früh schlafen, während ich noch eine Weile am Lagerfeuer vor mich hin sinnierte.

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 Baumjoe
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Teil 5
(Antworten #4 Datum: Januar 15th, 2009 um 9:31:53pm)
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Nach einem ausgiebigen – und freiwilligen – Bad starteten wir etwas später. Das Wasser war zwar eisig, aber es war herrlich frisch gewaschen in saubere Klamotten zu steigen, auch wenn es nicht lange vorhielt. Da wir keine Flussbeschreibung oder Karte dabei hatten, wussten wir überhaupt nicht, wo wir am Big Salmon waren. Ich dachte, dass wir schon in der Nähe des Villages und damit des Yukons wären, aber davon waren wir noch weit entfernt. Also alles wie immer: Uns Berti planlos in der Wildnis! Es war ein unspektakuläres, ruhiges und sehr schönes Paddeln durch die Natur bei gutem Wetter.

Der dümmste Elch des Yukon

Plötzlich sahen wir rechts am Ufer einer Insel eine Bewegung: Dort stand der dümmste Elch des Yukons (nachdem was wir bisher von diesen Viecher schon gesehen hatten, gehörte einiges dazu, um sich für diese Auszeichnung zu qualifizieren). Es war ein Einjähriger mit kurzen Geweihstangen. Zuerst guckte er uns blöde an um nach einer Minute Nachdenken was wir wohl wären ins Dickicht der Insel zu fliehen. Wir ließen das Inselende hinter uns und fuhren dahinter in den Nebenarm. Der Elch sprang von der Insel in die Fluten, schwamm durch und hielt inne. Wahrscheinlich hatte er vergessen warum er flüchtete. Wir pfiffen und riefen hinter ihm her, er erinnerte sich und flüchtete weiter.

Nun wollte er das Ufer hoch und warf seine Vorderbeine über die steile Böschung. Leider kam der Rest nicht hinterher und er sah aus wie ein tiefer gelegter BMW der mit dem Chassis auf einem Bahnübergang hängen bleibt. Nur nicht so schön. Also wuchtete er sich wieder ins Wasser und wollte zur Insel zurück schwimmen. Zwischen zwei Lachkrämpfen pfiffen und riefen wir erneut. Er erinnerte sich, dass er von der Insel ja geflüchtet war. So schwamm er weiter am Ufer entlang, hievte seine Vorderläufe noch mal ans Ufer und schaffte es dieses Mal mit einiger Anstrengung den Rest hinterher zu bekommen. Krachend lief er durch die Büsche und dünnen Bäume des Waldes. Ende der Elchshow.

Gegen Abend entdeckten wir hinter einem von rechts einführenden Bach (später erfuhren wir, dass das der Nordarm des Big Salmon Rivers war) ein etwa zwei Meter über dem Fluss gelegenes Camp im Wald. Auch hier keine Mücken. Gegenüber war der Wald dem Brand von 1995 erlegen. Nach dem Essen suchte ich nach Holz, als ich ein Geräusch aus Richtung Zeltplatz hörte. Zuerst dachte ich dass Silke nach dem Chili gepupst hätte, aber das kam eher aus der Richtung des Flusses. Und richtig, hier schwamm eine Elchkuh durchs Wasser und hatte mit einem Schnauben ihren Ärger darüber zum Ausdruck gebracht, dass wir auf dem Zeltplatz waren. Auch sie hatte Probleme mit dem Anlanden am Ufer weit hinter uns. Anscheinend sind die Big Salmon River Elche besonders blöd.

Eine Kurzwanderung

Ich entdeckte einen Weg, der kurz am Ufer entlang und danach den etwa 30 Meter hohen Hügel hinter dem Zeltplatz hoch führte. Da musste ich doch mal hoch tapern. Von oben hatte ich eine herrliche Aussicht auf die beiden Flüsse, ihre unterschiedlich weiten, begrünten Täler und die Berge im Hintergrund. In der Gegenrichtung lag ein breiter Einschnitt zwischen den Bergen. Sollte das das Yukon-Tal sein? Leider war das Licht zum Fotografieren nicht mehr so pralle. Da würde ich bei gutem Wetter am nächsten Morgen noch mal wiederkommen müssen und Silke ebenfalls mit rauf treiben. Überall standen und lagen abgebrannte Bäume. Die kleineren Nadelbäume konnte ich einfach umhauen, die Laubbäume waren größtenteils eisenhart. Ich lief oben auf dem Hügel entlang und sah dabei, dass der Fluss direkt hinter unserem Camp noch eine nette Schwallstrecke bereit hielt.

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 Baumjoe
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Teil 6
(Antworten #5 Datum: Januar 15th, 2009 um 9:33:11pm)
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Dummerweise war es am nächsten Morgen bewölkt, so dass Silke ohne Wanderung davon kam. Die Schwallstrecke nahmen wir kniend und Silke war froh, dass sie die Regenhose angezogen hatte, weil im Bug doch einiges an Wasser herein spritzte. Auch später kamen noch einige kurze Stücke, wo das Wasser etwas heftiger strömte. Danach wurde der Fluss jedoch viel breiter, langsamer und weniger schön. Kurz nach Mittag erreichten wie letztendlich Big Salmon Village und den Yukon. Zu meinem Erstaunen waren überhaupt keine Touris da. So mag ich diesen schönen Platz mit der wunderbaren Aussicht auf den Yukon. Wir (Silke und ich) strolchten durch die Hütten und machten Fotos von den „süßen“ Erdhörnchen (nur Silke).

Der Yukon führte gleichfalls reichlich Wasser und wir kamen schnell vorwärts. Am 4. Juli drehten wir eine Extrarunde in einer Flussschleife, die passenderweise „4th of July-Bend“ heißt, weil ich zu faul war, uns in die Hauptströmung zu paddeln. Zuerst schien die Sonne noch, dann folgten dunkle Wolken, Sturm und a bisserl Regen. Hier hatte ich jetzt ja wieder eine Karte und wir steuerten die Twin Creeks an. Am Bach lagen schon zwei Kajaks und ein Kanu. Iiiiieeeeehhhhhh, Menschen, obwohl wir sie nicht sahen. Wir paddelten weiter, weil ich mich daran erinnern zu können meinte, dass dahinter ein weiteres Camp war.

Iiiiieeeeehhhhhh, Menschen

Zu meinem Glück – wir waren schon ziemlich weit gepaddelt und es war recht spät – war etwa 400 Meter weiter wirklich noch ein Camp. Es lag etwa zwei Meter über dem Fluss. Schnell hoben wir unsere Klamotten und das Kanu an Land, stellten das Zelt auf und konnten den Regen darin abwettern. Abends kam noch ein Motorboot vorbei geschossen und wir sahen wirklich die ersten Menschen nach einer Woche. Nachdem Silke schon im Schlafsack war, ging ich einige der Wege, die vom Zeltplatz in den Wald führten. Doch alle endeten im Nichts und waren wohl nur der eifrigen Nutzung der Spatengänger zuzuschreiben.

Nach straightem Paddeln kamen wir schon früh am Little Salmon Village an. Hier hatte sich einiges getan: Es gab viele Schlichthütten mit Planen als Dach als Fischbasiscamp und es war eine riesige Versammlungshütte für die Little Salmon Natives gebaut worden. Am Friedhof mit den bunt bemalten Grabhütten schossen wir einige Bilder, nachdem wir vorher die drei Indianer, die an der Hütte bastelten, gefragt hatten, ob das erlaubt sei. Die Indianer sind da ein bisschen komisch geworden, wahrscheinlich weil einige Touristen sich an den Grabstätten respektlos benommen oder Grabbeigaben gestohlen hatten. So xxxen wie der Vollxxx halt.

Bei „Scheiß-Hitze“ bzw. „Yukon-Wetter“ (Hallo Ralf!) ließen wir uns teils treiben und teils paddelten wir. Neben dem Yukon war der Campbell Highway zu sehen und wir hörten Laute der Zivilisation: Motorenlärm. Irgendwie kam ich mit der Karte überhaupt nicht zurecht und gab dauernd falsche Entfernungsangaben. Doch um 18 Uhr erreichten wir den Coalmine Campground von Samantha und Dale in Carmacks. In der Snackbar gönnten wir uns ein Eis, bevor wir das Kanu ausräumten und das Zelt aufstellten.

Hamburger Globetrotter

Wir trafen am Campground auf Hanne und Drews, zwei Hamburger Globetrotter, die seit elf Jahren mit dem Unimog im Yukon und überall auf der Welt unterwegs sind. Drews war früher Kapitän auf Tankern und anderen Schiffen und die beiden hatten in Yukon und NWT schon viele Kanutouren unternommen. Insbesondere der Trip auf dem South Nahanni hatte es ihnen angetan. Der steht ja auch noch auf meiner Liste, aber das Einfliegen ist eben recht teuer. Doch ich bekam einige interessante Tipps.

Wir wollten eigentlich nur kurz zu ihnen rüber gehen, aber dann gesellten sich Peter (ebenfalls Deutscher) und John aus Fairbanks dazu und wir quasselten bis 23 Uhr. Außerdem gab es ein Bier dazu, ein Genuss auf den ich seit zwei Tagen aus Mangel an Hopfen- und Malzgebräu hatte verzichten müssen. Es war ein lustiges und interessantes Erzählen. John war gebürtiger Fairbankser und meinte, dass die Stadt vor dem Bau der Pipeline viel schöner gewesen wäre. Wieder am Zelt, stellten wir fest, dass sich ein blödes Hörnchen über unser Brot her gemacht hatte, das wir auf dem Tisch hatten liegen lassen. Überhaupt nicht süß!

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