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   Autor  Beitrag: Operation Biber  (Gelesen: 1408 mal)
 Baumjoe
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Operation Biber
( Datum: Dezember 21st, 2008 um 1:05:11pm)
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Tach zusamen,

hier ist ein Auszug aus meinem Buch "Wie sterben eigentlich Adler?", Yukon Rundmails - Teil IV, ISBN 978-3-8370-2510-1, 140 Seiten, 22 Farb- und 12 SW-Fotos, 14,90 €, das bei mir (http://www.Baumjoe1.de), amazon (http://www.amazon.de/Wie-sterben-eigentlich-Adler-Westkanada/dp/3837025101/ref=sr_1_6?ie=UTF8&s=books&qid=1230047753&sr=1-6), allen anderen Versandhändlern und natürlich im Buchhandel erhältlich ist:

Der nächste Morgen fand mich auf dem Weg in den Kluane Nationalpark. Kein Jahr ohne mindestens eine mehrtägige Wanderung dort. Bei erneut hervorragendem Wetter dauerte die Fahrt ewig, weil ich ständig anhielt, um Fotos zu schießen. Im Besucherzentrum checkte ich mich für die Slims River East Route ein. Drei Tage wollte ich unterwegs sein. Meiner Form entsprechend war das ein eher lockererer Trip. Ich fuhr auf der Haines Road gen Osten, um noch eben den Kathleen Lakes „Hallo“ zu sagen. Es ist immer das gleiche Problem: Es gibt so viele Stellen, die ich schon gesehen habe, aber dort immer wieder vorbei will, um zu sehen, wie es zu diesem Zeitpunkt dort aussieht. Am liebsten wäre ich überall zugleich im Yukon gewesen, um den Indian Summer an den verschiedensten Orten zu genießen. Meine Seele schrie richtig auf, um den Niedergang der Fauna im Herbst zu stoppen. Nur die Gewissheit, dass sie im Frühjahr erneut aufblühen und im darauf folgenden Herbst in einem ebenso spektakulären Farbenrausch untergehen wird, linderte den Schmerz, den ich dabei empfand. Vielleicht hing es auch damit zusammen, dass ich dann wusste, dass ich den Yukon bald verlassen würde.

Ich fuhr zurück und weiter nördlich auf dem Alaska Highway in die Sheep Mountain Region, in der der anvisierte Trail liegt. Wie üblich war ich begeistert, als der Schafsberg sich nach rund 60 Kilometern vor mir in den Himmel reckte und sich im Kluane Lake spiegelte. Ich überquerte die Brücke über Slims River und Kluane Lake, fuhr bis zum schon geschlossenen Besucherzentrum dort und ein wenig darüber hinaus. Ich machte viele Bilder, was eigentlich Blödsinn war. Den Kluane-Dia-Vortrag sehe ich eh schon als meinen besten an und bei der Zusammenstellung blutete mir damals bereits das Herz wegen der ganzen fantastischen Bilder, die ich weg lassen musste, weil der Vortrag sonst zu lang werden würde. Ich sah mir schon mal den Trailhead an, zu dem ich ein paar Kilometer über eine Nebenstraße fahren musste.

Anschließend stellte ich Rusty an eine einsame Stelle am Kluane Lake, trocknete meine Ausrüstung und packte den Rucksack für den bevorstehenden Hike. Eigentlich wollte ich ja noch ein paar Sonnenuntergangsfotos mit knatschblauem Himmel machen, aber der Lorenz sprang plötzlich hinter den Sheep Mountain und ließ mich blöd guckend zurück. Allerdings sah es nach einer guten Nacht für Nordlichter aus. Rund drei Stunden später waren sie da. Vor sternenklarem Himmel tanzten sie durch die dunkle Nacht. Groß und breit an der einen Stelle, zart und fast durchsichtig an der anderen, die Form rasend schnell verändernd schimmerten sie grünlich. Der See war ruhig und spiegelte die Nordlichter zusammen mit der Silhouette des Sheep Mountains. Von diesem Anblick konnte ich kaum genug bekommen. Nach einer Weile fiel mir ein, dass ich das vielleicht fotografieren sollte und ich sprang mit Kamera, Stativ und Fernauslöser über den Strand. Nachts fror es bereits.

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Letzte Änderung: Baumjoe - Dezember 23rd, 2008 um 5:06:59pm
 Baumjoe
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Teil 2
(Antworten #1 Datum: Dezember 21st, 2008 um 1:07:19pm)
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Was, bitte, ist ein „knoll“?

Bei gutem Wetter wanderte ich am folgenden Morgen früh los. Der Rucksack war nicht allzu schwer und ich wanderte am Ostufer des Slims Rivers entlang. Die ansprechendere aber auch anspruchsvollere Westroute hatte ich 1995 schon gemacht. Es handelte sich um eine Route, die im Gegensatz zu einem Trail halt nur eine grob vorgegebene Route – eben – ohne konkret markierten Weg ist. Trotzdem war zu Beginn ein gut ausgetretener Weg nicht zu verfehlen, selbst von mir nicht. Zuerst ging es durch einen Wald in dem einige Bäche zu überqueren waren. Doch an den meisten Stellen waren abgestorbene Bäume entastet und über den Bach gelegt worden. Manchmal kam ich auch mit einem beherzten Sprung trockenen Fußes an das andere Ufer.

Hinter dem Wald musste ich ein mehrere hundert Meter breites Steinfeld überqueren. Dieses war durch den im Frühjahr von der Schneeschmelze Hochwasser führenden Bach geschaffen worden. Steinhaufen und -männchen – hier Cairns oder Inukshuks genannt – wiesen mir den Weg. Hunderte von Grashüpfern sprangen um mich herum auf. Ich verfügte über drei verschiedene Wegbeschreibungen, die sich in einigen Punkten extrem widersprachen. Insgesamt konnte ich das Ziel jedoch nicht verfehlen, weil ich halt immer zwischen Slims River und den Bergen im Osten bleiben musste. Nach einer Weile lief ich direkt am Fluss entlang durch dessen wunderschönes Tal: Schroffe, steinige Felsen im Westen standen den in den Herbstfarben leuchtenden, bewaldeten Bergen auf der Ostseite gegenüber. Einziger Wermutstropfen war der Himmel, der nach einer Weile komplett von einer dünnen, weißen Schicht Wolken oder Hochnebel überzogen war.

Plötzlich tat sich vor mir eine überflutete Wiese auf. Ich stiefelte natürlich mitten durch, alleine schon um wieder das von der Tombstone-Wanderung gewohnte Gefühl der nassen Füße zu haben. Das hatte ich ja schon seit mindestens drei Tagen nicht mehr gehabt. Auf der anderen Seite angekommen sah ich dann, dass es wohl auch einen Weg um diese Wiese herum gibt. Das war dann wohl der „knoll“ aus einer der Wegbeschreibungen, was ich nicht hatte übersetzen können. Nun, ich werde es jetzt wohl nicht mehr vergessen. In dem riesigen Flusstal war es mittlerweile recht windig geworden. Nach fünf Stunden und etwa 16 Kilometern wandern kam ich an einen schönen See und beschloss spontan, dort mein Lager aufzuschlagen. Das war ja ein ganz neues Gefühl, bei einer Wanderung mal nicht völlig ausgepumpt irgendwo anzukommen. Ich baute mein Zelt auf und ruhte mich aus. Nach einer Weile hatte ich genug des Ausruhens und machte mich auf in die Berge. Von hier aus war die Aussicht natürlich noch schöner.

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 Baumjoe
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Teil 3
(Antworten #2 Datum: Dezember 21st, 2008 um 1:07:58pm)
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Der grausame Tod Slim’s

Bei kühlem Wetter, aber klarem Himmel machte ich mich am nächsten Morgen nur mit meinem Daypack auf den Weg. Das Zelt blieb wo es war. Nach einer Tageswanderung wollte ich wieder hierhin zurückkommen. Ich kam gut vorwärts und flott an das Ende des Tals. Hier stand nun die Entscheidung an, ob ich den Vulcan Mountain hoch steigen und die Aussicht auf den Kaskawulch Gletscher genießen oder mich unten am Gletscherende tummeln wollte. Da der Berg sehr hoch aussah und es mittlerweile richtig heiß geworden war, entschied ich mich für das Tummeln. Das hatte ich 1995 auch vorgehabt. Damals war mir ein Grizzly dazwischen gekommen. Zuerst musste ich allerdings auch hier einen Hügel hoch. Von diesem aus sah ich auf den See, der sich am Ende des Gletschers gebildet hatte und aus dem der Kaskawulch River wurde. Ich setzte mich hin und betrachtete den kalbenden Gletscher. Wie Schwäne trieben tonnenschwere Gletscherabbrüche in dem See. Auf der anderen Seite sah ich den imponierenden, zig Kilometer langen Rest des Kaskawulch Gletschers vor dem gleichnamigen Berg. Ich genoss diese Aussicht eine halbe Stunde bevor ich mich auf den Rückweg machte.

Ich nahm einen anderen Weg zurück, quer durch den Wald. Mal wieder ein wenig bush whacking praktizieren. Unten am Hügel angekommen, versuchte ich möglichst nah an den Gletscher heran zu gehen. Dabei musste ich aufpassen, nicht in den Treibschlamm zu geraten. Das ist vom Gletscher ganz fein abgeschliffenes Felsgestein, das sich mit aufgetautem Eis zu einem schnell nachgebenden Matsch verbindet, in dem man wirklich versinken kann. Es machte mir riesig Spaß, dicke Steine in diese Pampe zu werfen, die mit einem satten Schmatzen untergingen. So war der Fluss übrigens auch zu seinem Namen gekommen (nein, nicht durch die Steine, die ich hinein warf!): Das Pferd eines Goldsuchers, das eben Slim hieß, war in diesem Schlamm runter gezogen worden und erstickt.

Wandern in einer Mondlandschaft

Ich lief über schwarze Hügel, die unter einer dünnen Sand- und Steinschicht aus meterdickem Eis bestehen. Zurück ging ich über riesige, öde Steinwüsten, die mich an Bilder vom Mond erinnerten. Nach gut acht Stunden anstrengenden Wanderns kam ich zum Zelt zurück. Ich war ganz gut fertig, was aber größtenteils auf die Hitze zurück zu führen war. Trotz Mütze und allem, hatte mich die Sonne an einigen Stellen wieder verbrannt.

Ich startete morgens ohne Frühstück, weil die Gaskartusche leer war, aber trotzdem gut gelaunt. Der ständige starke Wind hatte seinen Tribut gefordert. Zumal ich das Wasser aus dem See gut zehn Minuten kochte, um alle Bakterien, Viren und anderes Geschmeiß zu killen. Trotzdem schmeckte es irgendwie immer ein wenig nach Entenkacke (nicht nach Entenhausen). Ich hatte ein paar von den Viechern am See entdeckt und an einigen Uferstellen hatten die sich ganz schön beschissen benommen. Das Wetter war wieder toll und ich berauschte mich an den schillernden Farben der Büsche und Laubbäume, die immer stärker wurden. Dieses Mal ging ich geschickt um den „knoll“ herum und holte mir die nassen Füße erst dahinter, als ich beim in-der-Gegend-herum-gucken für kurze Zeit den Weg verlor. So hatte ich wenigstens Wasserkühlung.

Nach einer Bachüberquerung verlor ich für eine Weile die Orientierung, musste wieder zurückgehen und legte eine längere Pause ein. Zehn Minuten später war ich am Auto. Den Rückweg hatte ich noch schneller bewältigt, als den Hinweg. Das war das erste Mal, dass ich eine mehrtägige Wanderung in der Sheep Mountain Region unternommen hatte, ohne einem Grizzly zu begegnen. Ich sollte mich beschweren. Ich fuhr zum Visitor Centre nach Haines Junction, wo ich mich zurück meldete und den bärensicheren Lebensmittelcontainer zurückgab. Absolut untypisch war das eine absolut unspektakuläre Wanderung gewesen, die mir trotzdem absolut gut gefallen hatte.

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 Baumjoe
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Teil 4
(Antworten #3 Datum: Dezember 21st, 2008 um 1:10:04pm)
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Eine Nase, zwei Augen, zwei Ohren, ein langer Rücken mit Rute und jede Menge Wasser

Ich fuhr auf dem Alaska Highway zurück in Richtung Whitehorse, bog jedoch auf die Kusawa Lake Road ab und stoppte bei Mendenhall Landing, um die Operation Biber zu starten. Die beiden Biber dort schienen sich von Menschen nicht allzu sehr stören zu lassen, so dass ich gute Chancen sah, mal ein Foto von Bibern zu machen, auf dem man mehr sieht, als eine Nase, zwei Augen, zwei Ohren, einen langen Rücken mit Kelle und jeder Menge Wasser. Zuerst entfernte ich störende Zweige an der Biberburg und baute dann mein Ein-Mann-Zelt auf einer künstlich angelegten Halbinsel gegenüber davon auf. Ich legte mich hinein und hatte direkt die Biber im Blick, die fleißig arbeiteten und sich durch das Zelt und mich nicht lange stören ließen. Für Fotos war es schon zu dunkel und so versuchte ich zu schlafen. Das klappte aber nicht, weil das Zelt auf einem Hang stand und nach einer Stunde hin und her rutschen gab ich auf, nahm den Schlafsack mit ins Auto, legte mich hinein und stellten den Wecker auf sehr früh.

Deshalb wurde ich auch sehr früh wach und bezog meinen Posten im Beobachtungszelt etwa fünf Meter von der Biberburg entfernt. Meine Position war immer noch abschüssig und ich hampelte die ganze Zeit herum, um das Stativ richtig einzustellen. Immer wenn ich es dann auf einen Punkt eingestellt hatte, wo sich die Biber längere Zeit aufgehalten hatten verließen sie diesen Ort und tauchten woanders wieder auf. Also stellte ich es wieder neu ein, machte dabei einen Mordsradau und rutschte im Zelt herunter weil der Boden weiterhin abschüssig war. Die Biber waren wohl Profis vor der Kamera und ließen sich bei ihrer Arbeit von mir kaum stören. Wahrscheinlich wäre es am einfachsten gewesen, wenn ich an der Burg angeklopft und gefragt hätte, ob sie sich für ein paar Fotos in Position stellen würden. Ich hätte sogar ein paar Dollar springen lassen.

Tolle Atmosphäre am Morgen

Nach einer Weile legte ich die Kamera weg und beobachtete das Ganze nur noch. Es war recht still um sechs Uhr morgens und ich hörte die Geräusche der Biber: Das Knabbern und Raspeln der Altbiber, wenn sie sich über einen neuen Ast her machten und das Gefiepe der Jungbiber, die auf sich aufmerksam machen wollten, um auch mit aufs Bild zu kommen. Was ich nicht fotografieren konnte, war die tolle Atmosphäre um mich herum. Der langsam heller werdende Himmel, der sich mit den Wolken und Bäumen im Wasser des Flusses reflektierte. Dieser war von einer dünnen Schicht Dunst überzogen, die sich langsam auflöste. Ich hörte nicht weit entfernt das Röhren eines Wapitihirsches und das Quieken von Bisamratten, die vereinzelt durch den Fluss schwammen. Dazwischen rauschten die Schwingen von Adlern und Raben, die über den Fluss und mein Zelt flogen, durch die Luft. Einige Gray Jays unterzogen mein Zelt einer genaueren Untersuchung. Wenn diese Morgenatmosphäre nicht immer so früh morgens wäre, würde ich mir das wohl mal öfter rein ziehen

Wenn mal nichts passierte las ich in meinem Buch, das ich geschickterweise mitgenommen hatte. Doch die Aufnahme, wegen der ich diese ganz Aktion unternommen hatte, wollte mir nicht gelingen: Ein Ganzkörperfoto von einem Biber. Gegen zehn Uhr gab ich auf. Auch weil ich bei der Platzwahl nicht an die Sonne gedacht hatte, die mir mittlerweile mitten ins Objektiv schien. Ich glaube, dass es mir für einen Dokumentarfilmer oder Viecherfotografen geringfügig an Geduld fehlt. Ich ging zurück zum Auto, entdeckte dabei einige Schwäne, und bewegte mich dorthin, um sie zu fotografieren. Dabei stieß ich auf einen Biber, der direkt unterhalb von mir mit einem Zweig durch das Wasser schwamm. Ich hielt mit der Kamera voll drauf. Dafür waren die Schwäne in der Zwischenzeit abgehauen.

Nahebei auf einem Hügel hatte ich einige Indianergräber gesehen. Ich fuhr mit dem Auto dort hoch und machte ein paar Bilder. Eines muss man den Vögeln ja lassen, sie suchen sich immer tolle Plätze für ihre letzte Ruhestätte aus. Vom Hügel aus hatte ich eine super Aussicht auf die umliegende Bergwelt. Anschließend fuhr ich nach Whitehorse.

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Letzte Änderung: Baumjoe - Dezember 21st, 2008 um 1:10:43pm
 Baumjoe
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Teil 5
(Antworten #4 Datum: Dezember 21st, 2008 um 1:12:50pm)
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Auf dem Grey Mountain

So war ich am folgenden Morgen früh wach, sah das hervorragende Wetter und fasste spontan den Entschluss noch einen Tag in Whitehorse zu bleiben. Und zwar wollte ich auf dem knapp 1.500 Meter hohen Grey Mountain wandern, dem Berg hinter Whitehorse. Erst mal musste ich mit dem Auto dorthin fahren. Es ging durch den Vorort Riverdale und dann den Grey Mountain hoch. Sie endete an einer Antennen- und Radiostation fast auf dem Berggipfel. Ich war ganz alleine und sah niemanden. Der Gipfel war von Nebel und tief dahin ziehenden Wolken verdeckt, die eine mystische Stimmung erzeugten. Dazu wehte ein starker Wind. Als die Sonne sich endlich durch gearbeitet hatte, glühte der von dichtem Buschwerk bewachsene Berg richtig auf.

Ich lief mitten durch diese Farbenpracht zum Gipfel. Von dort hatte ich einen herrlichen Blick auf Whitehorse mit seinen ganzen Vororten. Die Sicht reichte wohl über 100 Kilometer vom Marsh Lake im Süden bis zum Lake Laberge im Norden. Dazwischen zogen sich das breite Band des Yukon Rivers und das schmalere Band von Alaska bzw. Klondike Highway dahin. Ich war total begeistert. Wenn man bedenkt, dass ich zum siebten Mal im Yukon war und es zum ersten Mal geschafft hatte, den Berg vor der Haustür von Whitehorse zu bewandern. Ich lief auf dem langen Grat des Berges weiter Richtung Norden. Es ging runter, hoch, runter und so weiter. Zwischendurch wurde die Stille, die hier oben herrschte, von Schüssen unterbrochen: Die Schießanlage von Whity liegt halt ebenfalls am Grey Mountain.

Nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden erreichte ich das nördliche Ende des Bergmassivs. Ich ruhte mich im Windschatten aus, sonnte mich und genoss die fantastische Aussicht. Auf dem Rückweg schaute ich mehr zur anderen Seite des Berges. Hier, immer noch ganz nah bei Whitehorse, fing die weglose Wildnis an, mit weiteren Bergen, ewigen Wäldern, Flüssen und Seen. Die Sonne hatte den Kampf mit den Wolken für sich entschieden und in ihrem gleißenden Licht, funkelten die Seen wie Edelsteine. Mit ihrem klaren Wasser, das den Boden darunter aquamarinblau aussehen ließ und breiten, fast weißen Sandstränden erinnerten sie mich mehr an die Karibik als die Subarktis. Gerade rechtzeitig kam ich bei Rusty an. Es war nämlich Sonntag und gegen 14 Uhr zogen ganze Familienhorden, mit Kindern, Hunden und anderen Unannehmlichkeiten über den Berg und stürmten durch das Gelände.

Auszug aus meinem Buch "Wie sterben eigentlich Adler?"

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Letzte Änderung: Baumjoe - Dezember 22nd, 2008 um 1:01:16pm
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